Der Versand eines 501 Gramm schweren Packerls über den großen Teich kam früher auf 15 Euro, jetzt kostet er 47.

Foto: Robert Newald

Alle zwei Wochen packt Gerda B. dutzende Pakete ins Auto, fährt von Wien ins bayrische Freilassing und gibt dort ihre geschäftliche Post in die USA auf. Die 640 Kilometer hin und zurück nimmt die Internethändlerin auf sich, weil in Österreich Packerl ab 500 Gramm in die USA seit eineinhalb Monaten so teuer sind, dass die Versandkosten die kleine Firma ruinieren würden.

Das gleiche Problem haben mittlerweile hunderte Geschäftsleute mit Partnern oder Kunden in den USA. Immer mehr sehen sich dazu gezwungen, nach Deutschland, Ungarn oder in die Slowakei auszuweichen. Denn dort hat sich an den Versandkosten nichts geändert. Wie der Standard berichtete, macht die heimische Post die amerikanische Transport-Sicherheitsbehörde (TSA) verantwortlich, die Mitte Dezember verschärfte Antiterrorbestimmungen erlassen hatte. Bei jedem Poststück ab 500 Gramm muss überprüft werden, ob es sich um eine Paketbombe handeln könnte. Aber nur in Österreich ist damit ein deftiger Kostensprung verbunden: Ein 501 Gramm schweres Packerl über den großen Teich kam früher auf 15 Euro, jetzt kostet es 47 Euro.

EMS als einziges Angebot

Denn die heimische Post fertigt diese Sendungen nur mehr mit dem hauseigenen teuren Express Mail Service (EMS) ab, weil bei diesem Dienst der von den USA eingemahnte Sicherheits-Check schon dabei ist. "Wir haben einfach keinen anderen Carrier", sagt Postsprecher Michael Homola. Den Check jedes einzelnen Packerls in die USA kann die Post aus organisatorischen Gründen nicht im Normalbetrieb durchführen.

Der deutsche Postfuchs vertraut ebenfalls auf eine Tochterfirma, die weltweit tätige DHL. Deren Tarif ist zwar etwas teurer als der alte Normaltarif der rotweißroten Post, aber wesentlich billiger als EMS. Auch private Postversender sind viel teurer als der Gang ins Postamt in Deutschland oder in Ungarn. Dennoch sind kleinere Firmen mit teilweise enormen Geschäftseinbußen konfrontiert. Gerda B. beklagt einen Umsatzrückgang von 4000 US-Dollar allein im Jänner. Der in den vergangenen acht Jahren mühsam aufgebaute Kundenstock in den USA schrumpfe schnell, weil man nicht mehr wie früher täglich, sondern nur mehr alle 14 Tage die Ware verschicken könne.

"100-Prozent-Screening"

"Es ist schwer zu verstehen, dass so etwas im 21. Jahrhundert in einem zivilisierten Land möglich ist. Man fährt quer durch Österreich, auf der Suche nach Infrastruktur - wie in einem Dritteweltland", beklagt die Geschäftsfrau. Postsprecher Homola versteht den Unmut, der mittlerweile auch von der Wirtschaftskammer herangetragen wird. Doch solange das US-Heimatschutzministerium die verschärften Sicherheitsbestimmungen aufrechterhalte, seien der Post die Hände gebunden, betont er.

Kommende Woche soll die TSA eine neue Richtlinie herausbringen. Mit einer Entspannung ist da nicht zu rechnen. Im Gegenteil: Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die USA noch heuer das "100-Prozent-Cargo-Screening" verwirklichen wollen. Dann muss auch jeder Brief, der im Frachtraum eines Passagierflugzeuges mitfliegt, einzeln überprüft werden. (Michael Simoner, DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2011)

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