Manch ein liebenswürdiger Poster regt sich auf. Denn: Diese Kolumne beschäftigt sich allzu oft mit Trivialitäten (Katzen, Kekse, Kopulation etc.) Was soll ich sagen? Die Leser haben recht. Die Kolumne ist in der Dauerkrise.

Der Leser will brillante Analysen und relevante politische Themen: Nahostkonflikt, Osama Bin Laden, Fritz Neugebauer. Und was bekommt er? Maue Witze und alberne Anekdoten. Ich rate zu einem Foreign Policy-Abo. Denn selbst zu den aktuellen Umwälzungen in Ägypten fällt mir nicht mehr ein als ein Geschichtlein von lähmender Selbstbezogenheit und umwerfender welthistorischer Irrelevanz. Hier ist es:

Vor einiger Zeit flog ich nach New York. Ich hatte das Flugzeug als einer der Ersten betreten. Ich saß in meinem Sitz, musterte die Passagiere, die sich hereinwälzten, und dachte den Gedanken, der in Flugzeugen am häufigsten gedacht wird: "Hoffentlich setzt sich der (die) nicht neben mich." Kaum hatte ich den Gedanken gedacht, saß auch schon auch der Inbegriff des Nebensitz-Horrors neben mir. Ein zwei Meter großer, eineinhalb Meter breiter Herr, Typus Riesenbaby, mit dem Verdrängungsvolumen zweier Regentonnen. Er war, so konnte ich später seinem Pass entnehmen, Ägypter.

Der Ägypter war von vollkommener Speckigkeit. Seine Kleidung war speckig, sein Teint war speckig, und unter seinem schwarzen Lockenhaar sprudelte eine Ölquelle (Deepwater Horizon). Er aß und trank reichlich, schmatzte vernehmlich und rülpste weidlich. Dann schlief er ein. Im Schlaf sackte er um, sodass ich den Flug über in Gefahr war, eine zentimeterdicke Ölspur über den Sakkoärmel gezogen zu bekommen und ständig den Speckkopf mit dem Ellbogen nach links stoßen musste. Als wir in New York wie Ölsardinen auf das Öffnen der Türen warteten, zog er unvermittelt eine Dose Deo aus der Hose und machte sich mit großzügigen Sprühstößen frisch. Schwerer Billigdeo-Alarm! Lauter Protest! Doch zu spät. Binnen Sekunden rochen meine Mitpassagiere und ich wie ein Wurf junger Iltisse. Es war eine mühsame Reise.

So weit die Anekdote vom speckigen Ägypter; die Anekdote vom schmierigen Österreicher dann ein andermal. Den Nahostkonflikt werden sie nach der Lektüre gewiss nicht besser verstehen. Machen Sie aus Ihrem Herzen keine Mördergrube und posten Sie, was das Zeug hält! (Christoph Winder / DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.2.2011)