Die Personalentscheider von Siemens, Ernst & Young und OMV verraten einige ihrer Fragen beim Vorstellungsgespräch und was damit bezweckt werden soll

Siemens Österreich erhielt im Jahr 2010 mehr als 14.000 Bewerbungen, das HR-Team führte knapp 1.150 Vorstellungsgespräche. Personalentscheider Karl Lang nennt Beispiele für typische, von vornherein nicht offensichtliche Fragen:

Frage: "Es kann vorkommen, dass man Entscheidungen fällt, mit denen nicht alle einverstanden sind. Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie eine solche Entscheidung trafen. Wie sind Sie vorgegangen? Wie haben die anderen reagiert? Was war das Ergebnis?"

Ziel ist die Einschätzung der Durchsetzungsfähigkeit.

Foto: Siemens AG Österreich

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Frage: "Wie sorgen Sie dafür, dass die Personen, die Texte von Ihnen lesen müssen, auch davon profitieren? Geben Sie ein Beispiel. Wovon hatten die Leser einen konkreten Nutzen? Wie hat sich das ausgewirkt?"

Ziel ist die Einschätzung der Kommunikationsfähigkeit.

Bei Ernst & Young gingen im Vorjahr rund 3.000 Bewerbungen ein, das HR-Team lud knapp 1.000 potenzielle Mitarbeiter zu Gesprächen ein. HR-Leiterin Esther Richter benützt unkonventionelle Fragen um zu sehen, wie jemand Dinge herleitet oder mit bestimmten Situationen umgeht:

Frage: "Schätzen Sie, wie viele Hochzeitskleider in Österreich gekauft werden?"

Ziel ist es nicht, die richtige Zahl zu nennen, sondern zu eruieren, wie jemand an die Fragestellung herangeht, wie jemand denkt, ableitet, Schlüsse zieht. 

Foto: Ernst & Young

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Frage: "Stellen Sie sich vor, es ist ein Problem aufgetaucht. Sie sind mit dem Kunden alleine, dieser möchte eine Lösung und Sie werden direkt von ihm darum gebeten. Wie gehen Sie vor?"

Ziel ist es zu eruieren, wie der Bewerber mit einer bestimmten Situation umgeht.

Bei der OMV gehen jährlich weltweit rund 15.000 Bewerbungen ein, 4.000 bis 4.500 Personen werden zu Gesprächen eingeladen. HR-Verantwortliche Friederike Stern versucht mit gewissen Methoden, mehr Bewegung in die Job-Interviews zu bringen. Auch sie gibt einen Einblick in mögliche Fragestellungen:

"Wenn ich beispielsweise wissen möchte, ob ein Kandidat Feedback annehmen kann, dann gebe ich es zu einem Zeitpunkt, der eher unerwartet ist."

"Oder: Ich lasse sie oder ihn zwischendurch eine Art 'Mini-Case-Study' erarbeiten."

 

Foto: OMV

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Friederike Stern, OMV:

"Auch anhand von Beispielen, in denen ein Perspektivenwechsel durchgeführt wird, geht man der klassischen Fragen nach den Stärken und Schwächen elegant aus dem Weg. Man verschafft sich zudem ein Bild, ob sich der Bewerber auch in die Situation eines anderen versetzen kann."