Geseke - Nackte Frauenbeine im Büro - für die Deutsche Knigge-Gesellschaft bisher ein Verstoß gegen die Kleiderordnung. Doch die Benimm-Experten zeigen sich "fortschrittlich": Im Sommer dürfen Frauen bei der Arbeit künftig auf Nylons verzichten, Männer können Jackett und Krawatte an den Nagel hängen.

Voraussetzung seien allerdings topgepflegte Beine und Füße. "Zum Kostüm und in den Vorstandsetagen ist es aber weiterhin unpassend, keine Strümpfe zu tragen", heißt es.

Lockerung abgesegnet

"Es ist unmenschlich, jemanden bei 42 Grad schwitzen zu lassen, nur weil ein Modepapst solche Regeln aufstellt", sagte der Vorsitzende der Knigge-Gesellschaft, Michael Klein, am Sonntag in Geseke (Nordrhein-Westfalen). Auf ihrer Jahreshauptversammlung hatten die Benimm-Experten einer Lockerung der Business-Kleiderordnung zugestimmt.

"Das ganze hat zudem eine ökologische Komponente. Wenn die Mitarbeiter nicht schwitzen müssen, können Klimaanlagen sparsamer eingestellt werden", sagte Klein. In Japan seien Jacketts im Büro vor diesem Hintergrund bereits seit einigen Jahren verboten. Die Lockerung der Büro-Kleiderordnung sei allerdings nur eine Empfehlung, die Chefs müssten dem zustimmen. "Und sobald Mitarbeiter, wie beispielsweise in einer Bank, im Kundenkontakt sind, muss das Jackett wieder angezogen werden", sagte Klein.

Gegen die "antiautoritär erzogenen Kinder"

Die Deutsche Knigge-Gesellschaft zählt über 500 Mitglieder. Die Leitlinie wird auf der Homepage folgendermaßen beschrieben: "Die Flegeljahre der Etikette sind vorüber, es wird wieder verstärkt auf Ton und Takt geachtet. Während sich ältere Generationen auf diesem Terrain zumeist souverän bewegen, fehlt es den antiautoritär erzogenen Kindern der 60er, 70er und 80er Jahre an der nötigen Sicherheit. Oft herrscht hier die Einstellung 'Erlaubt ist, was gefällt.' Das rächt sich jetzt. Besonders, wenn es um die Karriere geht."

In den vergangenen Jahren fällten die Knigge-Experten "bahnbrechende" Beschlüsse wie etwa, dass im Büro das "Gesundheit" wünschen nach dem Niesen in Ordnung geht. (APA/dpa/red)