Wien - Im Büro von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) bittet man um Verständnis: "So leid es uns für die Jugendlichen tut - aber bis zum Ende der Wehrpflicht werden sie einberufen werden." Die Krone hatte am Montag unter dem Titel "Jetzt droht die Flucht vor der Wehrpflicht" Jugendliche indirekt dazu aufgefordert, den Einberufungsbefehl zu ignorieren. In einem Kommentar heißt es: "Der Gedanke, stell dir vor, es gibt eine Wehrpflicht und niemand geht hin, sollte für die Jugend verlockend sein, denn dass die Wehrpflicht verzichtbar ist, das exerzieren uns heute schon die meisten EU-Länder vor."

Das geht offenbar auch Norbert Darabos, der die Wehrpflicht aussetzen will, zu weit. "Es steht außer Streit, dass der Minister das in keinster Weise unterstützt", hält sein Sprecher fest. Sollte das Reformvorhaben des Ministers abgesegnet werden, "wird es in jedem Fall einen einige Monate dauernden Übergangszeitraum ähnlich wie in Deutschland geben". Es würde kein sicherheitspolitisches Vakuum entstehen. Eine Anstiftung zum Rechtsbruch sieht man in den Artikeln der Krone nicht.

Anders hingegen Michael Schaffer, Präsident der Bundesvereinigung der Milizverbände. Er geht davon aus, dass die Staatsanwaltschaft hier tätig wird, denn es handle sich um ein Offizialdelikt. "Mir scheint, das ist ein deutlicher Missbrauch der Pressefreiheit. Es wird nicht mehr Bericht erstatten, sondern eine üble Kampagne zulasten des Bundesheeres gefahren", kritisierte Schaffer.

"Spiel mit dem Feuer"

Die ÖVP kann der Idee der Zeitung auch wenig abgewinnen: "Jeder, der seinen Einberufungsbefehl erhält, weiß, was er zu tun hat: nämlich hinzugehen", sagt Generalsekretär Fritz Kaltenegger zum Standard. Weniger klar erscheint ihm derzeit die Linie des Koalitionspartners in der Bundesheer-Debatte: "Es gestaltet sich mittlerweile sehr schwierig, der Linie der SPÖ zu folgen: Jeden Tag gilt etwas anderes." Kritik an der Krone gab es auch von FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl: Sie spiele ein "unverantwortliches journalistisches Spiel mit dem Feuer auf Kosten junger Burschen".

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas sieht hingegen die FPÖ gefordert. Diese würde sich "gegen die Interessen der jungen Menschen" stellen: "Eine Verunsicherung junger Menschen entsteht, weil junge Männer Monate ihres Lebens zu oft sinnlosen Tätigkeiten wie Kasernenkehren verpflichtet werden." Über die Krone wurde kein Wort verloren.

Neueste Zahlen aus den Militärkommandos belegen allerdings: Es gibt bislang keine Tendenz, sich vor der Ableistung des Präsenzdienstes zu drücken. Grünen-Sicherheitssprecher Peter Pilz kündigte eine entsprechende "Wehrvermeidungsberatung" an.

Theoretisch könnten Wehrpflichtige darauf spekulieren, dass sie gar nicht mehr einberufen werden, wenn sie es schaffen, bei den nächsten Einberufungsterminen einen Aufschub zu erwirken. Derartige Anträge häufen sich aber nicht, im Gegenteil: In Salzburg gibt es sogar vermehrt den Wunsch, rasch einberufen zu werden. (cs, nik, pm, DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2011)