Linz - "Relativ gut" verkraftet haben die Betroffenen die Geiselnahme im Zuge eines Bankraubs vergangenen Freitag in Linz, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Möglicherweise wirken sich die dramatischen Ereignisse bei einigen aber erst später aus, wichtig sei, "dass alles gut ausgegangen ist".

Der 37-jährige Bankräuber sei geständig, die Geiselnahme wollte er nicht, sie sei ihm "passiert". Großes Glück hatte jenes 15-jährige Mädchen, das der Täter versucht hatte mit einer Pistole zu töten. Die Jugendliche verdankt einem Defekt der Waffe ihr Leben.

Bawag-Filiale in Linz überfallen

Vergangenen Freitag kurz nach Mittag betrat ein maskierter und mit einer Pistole bewaffneter Mann eine Bawag-Filiale in der Linzer Innenstadt und verlangte Geld. Der Alarm wurde ausgelöst, wenige Minuten später traf die erste Funkstreife vor der Bank ein. Telefonisch verlangte der 37-Jährige von der Linzer Polizei, man solle ihm die Flucht ermöglichen. In der Folge meldete sich der Mann noch mehrmals beim Notruf und drohte, er habe eine Schusswaffe, die Beamten sollten "keinen Blödsinn machen".

Dramatischer Zwischenfall

Dabei kam es zu dem dramatischen Zwischenfall: Der Täter zielte mit der Pistole auf ein 15-jähriges Mädchen und drückte zwei Mal ab. Ein Defekt der Waffe verhinderte eine Katastrophe. Dass sie tot sein könnte, sei ihr erst nach dem Ende der Geiselnahme bewusst geworden, sagte das Lehrmädchen in Interviews.

Sie habe den Täter nicht ernst genommen, darum sei sie nach der Ladehemmung aus der Bank gelaufen. Insgesamt nahm der Täter 16 Geiseln. Immer wieder ließ er einzelne Personen frei. Unterdessen hatte die Polizei das gesamte Gebiet um die Bank abgeriegelt, Experten begannen via Telefon die Verhandlungen mit dem Geiselnehmer. Um 15.30 Uhr schließlich ließ er die letzten Geiseln frei und ergab sich.

Rotes Kreuz im Einsatz

Das Rote Kreuz war mit über 25 Mitarbeitern an Ort und Stelle im Einsatz. Unter ihnen befanden sich, neben Notärzten und Sanitätern, auch über ein halbes Dutzend Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams, die sich vor allem um besorgte Angehörige und um befreite Geiseln kümmerten. Am Montag sei niemand mehr in psychologischer Betreuung gewesen, sagte der Polizeisprecher.

Die Geiselnahme ist strafrechtlich etwas kompliziert: Vier Personen - darunter das 15-jährige Mädchen - waren "relativ bald aus der Bank heraus", so der Sprecher. Sie gelten nun als Zeugen. 16 Menschen - Angestellte und Kunden - behielt er in seiner Gewalt, daher seien sie strafrechtlich als Geiseln zu bezeichnen. Der "amtsbekannte" Täter habe als Motiv für den Banküberfall Schulden angegeben. Wird er wegen Mordversuchs angeklagt, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. (APA)