Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Während die vom "Saliera"-Diebstahl betroffene Uniqa-Versicherung eisern schweigt, geht ein Vertreter des weltweit führenden Kunstversicherers Hiscox von "Artnapping" aus. In der Praxis dient solches Diebsgut oft als Sicherheit bei Waffen- und Drogengeschäften.


Joachim Leuther, Chef des weltweit führenden Kunstversicherers Hiscox, geht davon aus, dass es sich beim "Saliera"-Diebstahl um "Artnapping" handelt. Seiner Erfahrung nach werden derart teure Kunststücke (der Wert der Skulptur wird mit 50 Mio. Euro beziffert) ins Ausland geschafft und dienen dort als Sicherheit für Waffen- oder Drogengeschäfte. Wenn das teure Stück dann (und das kann zehn Jahre dauern) zu Geld gemacht werden soll, wird meist die Versicherung erpresst, schildert Leuther die Praxis. Die Täter wollen dann 20 Prozent des tatsächlichen Wertes. Offiziell dürfen die Versicherer freilich nicht zahlen.

Hiscox arbeite mit zwei Detektiven, ehemalige Scotland-Yard-Beamten, zusammen, die auch mit der Polizei oder Interpol in Kontakt sind. Gleichzeitig sind sie aber auch Ansprechpartner für die Täter. Leuther gesteht, dass die Arbeit der Detektive oft einem "Ritt auf der Rasierklinge" gleichkäme, weil die Detektive der Versicherungen mit den Tätern nicht verhandeln dürfen. Bei Hiscox, die auch die Tate Gallery in London versichert, waren auch jene zwei William-Turner-Bilder versichert, die aus einem Museum in Frankfurt gestohlen wurden. Der Versicherer hat nach dem Raub die 37,5 Mio. Euro bezahlt. Als die Kunstgüter wieder auftauchten, wurde mit dem Museum vereinbart, dass die zwei Turners nie eine Privatperson besitzen darf.

Leuther meint, die wenigsten Museen seien aufgrund der hohen Kosten voll versichert. In der Regel sind die Versicherungen selbst wieder rückversichert. In der Wiener Städtischen verweist man auf das Art-loss-Register mit Sitz in London, dass weltweit Kulturgüter katalogisiert und mit dem bei Schadensfällen automatisch Kontakt aufgenommen wird.

Ob und wann die vom "Saliera"-Diebstahl betroffene Uniqa-Versicherung zahlt, hängt vom Vertrag ab und zu welchem Prozentsatz sie rückversichert ist. Von der Uniqa selbst war am Montag keinerlei Stellungnahme zu bekommen, obwohl noch im Juni 2002 eine Pressereise nach Siena ihrer Kunstversicherung gewidmet war.

Als der jetzige Uniqa-Chef Konstantin Klien noch AXA-Chef war, präsentierte er 1998 die Museums-Schutzpolizze, bei der die Kunstgegenstände gegen alle Gefahren versichert werden. Mittlerweile ist nicht nur Klien bei der Uniqa, sondern auch die AXA Österreich.

In Österreich hat Karlheinz Essl, Chef der Kunstsammlung Essl in Klosterneuburg seine rund 5000 Objekte bei der Allianz versichert. "Kunstversicherungen sind heute teuer geworden. Gestohlen wird in Österreich selten etwas. Meist gibt es Fehlalarme bei der Polizei", berichtet Essl. Bei Sotheby's in Wien regelt eine hauseigene Versicherung - die Sotheby's Global Insurance - etwaige Diebstähle.


Höhere Prämie

Das Salzburger Rupertinum mit seinen 40.000 Objekten musste erst unlängst die Versicherungsprämie bei der Uniqa erhöhen, schildert Rupertinum-Sprecher Peter Baldinger. Das Dorotheum versichert im Jahr an die 500.000 Objekte und arbeitet im Ernstfall mit einer eigenen Abteilung der Bundespolizeidirektion zusammen, so Dorotheum-Sprecherin Michaela Strebl.

Dass es sich beim jüngsten Diebstahl um einen Sammlerdiebstahl handelt, glaubt Leuther nicht, denn "ein Sammler will die Objekte herzeigen, und das geht bei so bekannten Objekten nicht". (DER STANDARD, Printausgabe, 13.5.2003)