Graz - Nach der "Schummeleier-Affäre" im vergangenen Jahr in der Oststeiermark wittert der KPÖ-Landtagsabgeordnete Werner Murgg nun auch bei Toni's Freilandeier einen Skandal. Zwei ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens werfen Geschäftsführer Toni Hubmann u.a. Etikettenschwindel und Betrug vor. Eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Leoben wurde eingebracht. Der Beschuldigte wies am Donnerstag jegliche Vorwürfe von sich - er könne Gegenbeweise vorlegen und sprach von "Verleumdung".

Die Anzeige wurde von der Staatsanwaltschaft bestätigt, Ermittlungen seien beauftragt worden. Die Vorwürfe wurden von zwei Ex-Mitarbeitern, darunter dem ehemaligen Betriebsleiter, erhoben: Sie wollen bezeugen können, dass 2009 Eier verbotenerweise unter fünf Grad Celsius gelagert, anschließend mit einem nicht angemessenen Legedatum versehen und dann der Industrie als frisch verkauft worden seien. Toni Hubmann entgegnete dem Vorwurf mit Prüfprotokollen, die die richtige Lagerung der Ware belegen würden. Diese Unterlagen habe er bereits den ermittelnden Kriminalisten übergeben.

Weiters seien Retouren aus falscher Lieferung angeblich umetikettiert und ebenfalls als Frischware verkauft worden, erklärte Hubmann einen zweiten Vorhalt und versicherte gleichzeitig, dass diese rund 40.000 Eier, die pro Jahr als Falschlieferungen zurückkämen, "nachweisbar an Vinzimärkte verschenkt werden".

Slowenische Eier

Der dritte Punkt betrifft einen slowenischen Eierbauern, der Lieferant für Toni's Freilandeier ist: Hubmann soll die ausländische Ware - besonders zu Ostern, wenn gefärbt wird - als österreichisches Produkt verkauft haben. "Das ist eine Frechheit und Verleumdung, so etwas tun wir nicht und das lasse ich mir auch nicht gefallen", zeigte sich der Beschuldigte entrüstet. Richtig sei, dass er einen vergleichsweise kleinen Lieferanten aus der Nähe von Marburg habe, jedoch die Hälfte der 400.000 bis 500.000 in Slowenien zugekauften Eier - insgesamt werden unter dem Label "Toni's" jährlich rund 80 Millionen Eier vertrieben - auch dort verkauft würden. Der Rest wandere zur Verarbeitung in die Schweiz oder werde zu Ostern bei Werbeaktionen verschenkt. Zudem entspräche das Produkt den österreichischen Richtlinien und trage das von der Agrarmarkt Austria (AMA) vergebene Bio-Siegel ohne Ursprungsangabe.

Hubmann, der auch Wirtschafts- und Bauernvertreter für die SPÖ ist, bedauerte die Entwicklung: Ehemalige Mitarbeiter, "die wir höflich behandelt haben, die aber die interne Streitereien auslösten, weil sie sich nicht an Betriebsregeln hielten", hätten nun "in bösartiger Absicht" gehandelt. Er bezeichnete die Vorwürfe als "blöde Racheaktion". "Ich bin zutiefst enttäuscht. Jedermann weiß, was von einer Anschuldigungskampagne ehe-maliger Mitarbeiter bzw. einer politischen Gruppierung zu halten ist. Selbstverständlich sind die Anwürfe haltlos und unbegründet; dies belegen die regelmäßigen Kontrollen, die von mehreren unab¬häng¬igen Kontroll¬stellen bei unserem Betrieb bzw. bei den zuliefernden Bauern durchgeführt werden. Ich habe mein Lebenswerk, Toni's Freilandeier, auf voller Transparenz und Qualitätsstandards, die weit über die gesetzlichen Normen hinausgehen, aufgebaut. Wer mich und meine Betriebe kennt, der weiß das. Ich werde mir sicher mein Lebenswerk nicht von Mitarbeitern, die gekündigt werden mussten, anschwär¬zen lassen", verleiht Hubmann in einer Aussendung seiner Empörung Ausdruck. 

Externe Kontrollstellen

Um die Vorwürfe auszuräumen hätte man unverzüglich externe Kontrollstellen (Kontrollstelle für artgemäße Nutztierhaltung, AMA und Agrovet) mit einer extra Kontrolle beauftragt: "Wir haben nichts zu verbergen und wir wissen aus langjähriger Erfahrung und von vielfältigen Kontrollen, dass unsere Mitgliedsbetriebe und Bauern unsere anspruchsvollen Qualitätsstandards ohne Einschränkung einhalten", heißt es in der Aussendung weiter. "Wir gehen davon aus, dass die Staatsanwaltschaft Leoben bei ihren aktuellen Vorerhebungen zu genau demselben Schluss kommen wird. Selbstverständlich kooperieren wir in dieser Sache voll mit den Behörden, damit diese üble Aktion rasch abgehakt werden kann."

Abgeordneter Murgg meinte am Donnerstag, dass er sich nur auf die Behauptungen der Zeugen stütze und die neuesten Ermittlungsergebnisse erst erhalte. Details wolle er jedenfalls in Anwesenheit der ehemaligen Mitarbeiter bei einer Pressekonferenz am kommenden Mittwoch präsentieren. (APAred)