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Asghar Farhadi.

Foto: Reuters / TOBIAS SCHWARZ

Das letzte, was Filmemacher aus dem Iran wollten, sei Mitleid. Sie hätten sich für ihren Beruf entschieden und auch dafür, ihn unter den gegenwärtigen Bedingungen auszuüben. Die Welt möge ihre Filme ansehen, beurteilen und nicht äußere Umstände berücksichtigen. So sprach der iranische Regisseur Asghar Farhadi im 3Sat-Interview, unmittelbar nachdem er den Goldenen Bären der diesjährigen Berlinale erhalten hatte - und die zwei Silberbären für Schauspiel an den weiblichen und den männlichen Cast seines Beitrags Jodaeiye Nader az Simin / Nader and Simin, A Separation gegangen waren.

Die Dreifachprämierung von Farhadis fünftem Spielfilm mag vor dem Hintergrund des diesjährigen Festivals - das sich dem tätigen Gedenken an den mit Haftstrafe und Berufsverbot belegten Kollegen Farhadis, Jafar Panahi, verschrieben hatte - für viele tatsächlich wie ein reines Polit-Statement wirken. Dem kann man allerdings entgegenhalten, dass beim französischen Weltvertrieb bereits kurz nach der ersten Vorführung und noch vor Erscheinen der großteils begeisterten Kritiken die Angebote der internationalen Verleiher eingingen.

Schon vor der Auszeichnung für sein intensives Gesellschaftsdrama Jodaeiye Nader az Simin wurde der Regisseur immer wieder auf seine Haltung zum Iran und zur Verurteilung von Panahi abgeklopft. Recht anmaßend kamen die einschlägigen Fragen und anschließenden Kommentare zum Teil daher - und verhältnismäßig deutlich erklärte sich Farhadi mehrfach mit Panahi solidarisch. Er hoffe, dass dieser im kommenden Jahr selbst wieder auf der Bühne des Berlinale-Palastes stehen können werde, sagte er schließlich bei Entgegennahme des Goldenen Bären.

Einen Bären in Silber hat der 1972 in Isfahan geborene Filmemacher bereits vor zwei Jahren erhalten. Mit Darbareye Elly war er damals im Wettbewerb angetreten, der Film markierte international den Durchbruch Farhadis, der bereits als Jugendlicher Amateurfilme gedreht und später an der Universität in Teheran Film studiert hatte. Nach Kurzfilmen stellte er 2003 mit Raghs dar ghobar / Dancing in The Dust seinen ersten Spielfilm vor - auch beim Filmfestival in Moskau, wo er einen Preis gewann. Neben Kinofilmen inszeniert er auch populäre Fernsehserien. Und die Neigung zum Kino hat er bereits an die nächste Generation weitergegeben: Zum versilberten weiblichen Cast gehört auch Farhadis vierzehnjährige Tochter Sarina. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe 21.2.2011)