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Unterweger präsentiert die "ZiB-Flash" alternierend mit Matthias Euba und Christiane Wassertheurer. Bei FM4 wird sie weiterhin moderieren.

Foto: APA/ORF/Ali Schafler

Montag kam der ORF medialer Normalität des 21. Jahrhunderts ein Stückchen näher: Mit Claudia Unterweger präsentierte nun die erste Moderatorin mit Migrationshintergrund ZIB-Flashes auf ORF eins.

"Migranten sind ein Modethema", formulierte der evangelische Pressedienst etwas forsch. Das war 2007, und der deutsche Mediendienst kam schon damals nicht mit dem Auflisten nach, welche Privatsender "mehr oder minder lautlos seit Jahren" Moderatoren mit Migrationshintergrund haben, etwa Aiman Abdallah und Daniel Aminati (Galileo), Nazan Eckes in den News von RTL 2 und RTL. "Auch in den öffentlich-rechtlichen Anstalten hat man den Trend nicht völlig verschlafen", merkte der Pressedienst für Deutschland 2007 an und verwies etwa auf Ingo Zamperoni (Nachtmagazin, ARD) und Dunja Hayali (heute journal, Morgenmagazin, ZDF).

Private waren auch in Österreich vorn - Amira Awad etwa, geboren in Kairo, präsentierte ab 2007 Nachrichten auf Puls 4. In ORF-Nachrichten ist Unterweger nicht die Erste: Eser Akbaba, neue Österreicherin mit türkischen Wurzeln, erklärt seit 2009 in "Wien heute" das Wetter.

Zehnjährige journalistische Erfahrung

Unterweger begrüßt einerseits die Entscheidung, "jetzt auch die Fernsehinformation für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe zu öffnen". Zugleich aber scheint sie die Aufmerksamkeit wegen ihrer Hautfarbe auch zu nerven: "Der ganze Rummel um meine Person als schwarze Nachrichtenmoderatorin zeigt, wie weit der Weg ist, den dieses Land noch vor sich hat", sagte sie etwa tv-media. "Soweit ich informiert bin, haben meine Leistung beim Casting und zehnjährige journalistische Erfahrung überzeugt."

Radio macht die gebürtige Wienerin mit afrikanischen Wurzeln (Jahrgang 1971) seit 1999. Nach dem Geschichte- und Politikstudium in Wien und Aix-en-Provence und Öffentlichkeitsarbeit für Menschenrechtsorganisationen begann sie bei Radio Afrika im nichtkommerziellen Orange, bei einem Privatsender, seit 2000 bei FM4 (Connected). Dort werkt sie parallel zu ORF eins weiter.

Dass sie nicht nur Nachrichten "brav" ansagen will, ließ sie in ihren dritten dreieinhalb TV-Minuten anklingen. "Es mag zynisch klingen, aber Eltern, die in Schubhaft kommen, sollen selbst aussuchen, ob ihre Kinder in ein Heim kommen oder mit ins Schubgefängnis", moderierte sie einen Beitrag zum gerade akkordierten Fremdenrecht an. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 23.2.2011)