New York - Die Sundarbans an der Grenze zwischen Bangladesch und Indien sind das größte zusammenhängende Mangrovenwald-Gebiet der Erde und berühmt für ihre Artenvielfalt. Rund 10.000 Quadratkilometer weitgehend unberührte, geschützte Natur inmitten einer der am dichtesten besiedelten Regionen des Planeten. Die Sundarbans sind bis heute die Heimat einiger hundert Tiger. Es ist eines ihrer letzten großen Refugien.

In letzter Zeit hat es viele Diskussionen über den Nutzen von Schutzgebieten gegeben, erklärt der US-Ökologe Charles Yackulic. Wie wirksam sind sie wirklich, wenn es darum geht, das Überleben bedrohter Tierspezies langfristig zu sichern? Um diese und weitere Fragen zum Thema Artenschutz besser beantworten zu können, hat Yackulic zusammen mit Kollegen der Columbia University in New York und der Wildlife Conservation Society eine mathematische Analyse der historischen Populationsentwicklung von insgesamt 43 Säugetierarten durchgeführt. Die Ergebnisse wurden online vom Wissenschaftsmagazin PNAS publiziert.

Bemerkenswerter Trend

Die Forscher basierten ihre Arbeit auf zwei unterschiedlichen Modellen: Zum einen analysierten sie das Verschwinden der Tiere in deren ursprünglichem Verbreitungsgebiet während der vergangenen Jahrhunderte und setzten den Schwund von Teilpopulationen im Verhältnis zur Distanz zum geografischen Kern des Verbreitungsgebiets. Gleichzeitig aber untersuchten die Wissenschafter auch, wie sehr Populationen aus Lebensräumen mit bestimmten ökologischen Rahmenbedingungen verschwanden - und stießen so auf einen bemerkenswerten Trend.

Großsäuger sind in unterschiedlichen Habitat-Typen offenbar unterschiedlich anfällig für lokale Ausrottung. Die Elefantenbestände zum Beispiel haben sich in Afrika in Savannen besser behaupten können als in feuchten Waldregionen. Dieser Unterschied lasse sich auch bei den anderen untersuchten tropischen Arten beobachten. In gemäßigten und kälteren Klimazonen dagegen scheinen Säugetierpopulationen vor allem in Steppengebieten schneller zu verschwinden. Die höchsten Überlebenschancen haben dort außerdem Populationen, die in ausgedehnten Nadelwäldern leben.

Die Ergebnisse widersprechen der bislang unter Experten weit verbreiteten Ansicht, dass Tierarten vor allem in den Grenzzonen ihres Verbreitungsgebiets vom Verschwinden bedroht sind. Für den Artenschutz soll die Studie neue Einsichten bieten. (deswa/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.02.2011)