Der Energy Drink-Multi Red Bull wird seit mehreren Jahren immer stärker auch zur Medienmarke: Unter dem Dach der Red Bull Media House GmbH hat Konzern-Chef Dietrich Mateschitz seine verschiedenen Medienbeteiligungen und -neugründungen gebündelt. Der Strauß ist bunt, exklusiv und unterscheidet sich vom Geschäftsmodell zumeist recht deutlich von herkömmlichen Medienunternehmen, in deren Revier Mateschitz wildert.

Als Exote schlechthin gilt etwa Servus TV. Der Sender ist seit 1. Oktober 2009 auf Sendung und bietet einen Mix zwischen Actionstreifen aus dem Red Bull-Sponsoring-Universum bis zu anspruchsvollem Qualitätsfernsehen mit weltweiten Exklusiv-Coups. So macht der Sender etwa mit intellektuellen Talkrunden unter dem Vorsitz von Frank Schirrmacher, seines Zeichens Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", von sich reden. Sogar Mondmann Neil Armstrong ließ sich zu einem Besuch im Salzburger "Hangar 7" bewegen und war dort für einen seiner seltenen Fernsehauftritte zu Gast.

Dem ORF warb Mateschitz zuletzt ein öffentlich-rechtliches Kernstück ab: Im Herbst 2010 gab die "Universum"-Redaktion, eines der internationalen ORF-Aushängeschilder, den Wechsel nach Salzburg bekannt. Redaktionschef Horst Köhler gründete eine eigene Firma und zeigt seine Filme nun im Format "Terra Mater". Die Marke "Universum" verblieb beim ORF.

Wie der Sender Geld verdienen soll, darüber gehen die Meinungen unter Medien-Auguren auseinander. Fix ist, dass sich das Seherinteresse bei einem Marktanteil von deutlich weniger als einem Prozent bisher noch in sehr engen Grenzen hält. Das auf knapp 50 Mio. Euro kolportierte und geschätzte Sender-Budget kann sich dafür sehen lassen und liegt deutlich über dem, was anderen heimischen Privatsendern zur Programmgestaltung zur Verfügung steht. Dafür ist der Sender grundsätzlich breiter aufgestellt: Auch Deutschland und die Schweiz sollen im Programm mitbedient werden.

Magazine, Handy-TV, Servus TV

Neben den TV-Aktivitäten betreibt Red Bull ein Hochglanzsupplement, das seit 2007 etlichen heimischen Tageszeitungen und binnen kürzester Zeit die österreichischen Grenzen übersprungen hat. 23 Tageszeitungen, von "Südafrika bis Nordirland, von Neuseeland ins gute alte Österreich und dem Mittleren Osten" ist das Hochglanzmagazin mittlerweile beigelegt, wie auf der Website des Red Bull Media House zu lesen ist. Im Fokus der Zeitschrift stehen die mannigfaltigen Marketingtätigkeiten von Red Bull. Zum Printbereich Red Bulls zählen darüber hinaus das "Seitenblicke Magazin", das sich der Gesellschaftsberichterstattung verschrieben hat, und das seit kurzem verlegte Monatsmagazin "Servus in Stadt und Land".

Die Red Bull TV GmbH betreibt seit Juni 2008 auch das Handy-Fernsehen Red Bull TV, das mittels DVB-H empfangbar ist. Weiters wird Red Bull TV über ein wöchentliches Fenster jeden Samstag und Sonntagnacht über Servus TV ausgestrahlt. Seit 1. Oktober 2008 wird außerdem ein Mobilfunkvertrag der Mobilkom Austria unter dem Namen Red Bull Mobile angeboten, das auch in der Schweiz startete.

Mit dem Engagement Horst Pirkers dürften die Zeichen im Medienhaus des roten Bullen weiter auf Expansion stehen. Dieser hatte schon den regionalen Styria-Verlag, zu dem in Österreich unter anderem "Kleine Zeitung", "Die Presse" und "WirtschaftsBlatt" zählen, in die internationale Liga geführt. So gab es zuletzt laut "Format" in Salzburg auch bereits erste Spekulationen darüber, dass Mateschitz womöglich auch ins Tageszeitungsgeschäft einsteigen könnte. Pirker und Mateschitz verbindet eine langjährige Bekannt- und Freundschaft (der Red Bull-Boss war etwa regelmäßiger Gast der erlesenen "Kleine"-Weinkost am Pogusch), die nun auf unternehmerischer Ebene ihre Fortsetzung finden soll.

Der Getränkehersteller Red Bull mit Sitz in Fuschl bei Salzburg hat im Geschäftsjahr 2010 weltweit 4,204 Milliarden Dosen Red Bull verkauft und das beste Ergebnis seit Bestehen der Firma verzeichnet. Der Unternehmensumsatz lag bei 3,785 Mrd. Euro. Mateschitz, der die Firma 1984 gegründet hatte, hält 49 Prozent an der Red Bull GmbH, die Mehrheit hält eine thailändische Familie. Seit jeher betätigt sich die Firma im Sportsponsoring, neben Rand- und Extremsportarten finden sich im Portfolio mehrere eigene Fußball-Clubs, etwa Red Bull Salzburg, und ein erfolgreicher Formel 1-Rennstall, der zuletzt Weltmeistertitel in Fahrer- und Teamwertung holte. (APA)