Moritz Bleibtreu, Georg Friedrich und Ursula Strauss in "Mein bester Feind"

Foto: Dorfilm / Petro Domenigg

Wien - Harter Schnitt: Nach seinen Wolf-Haas-Adaptionen, bei denen ein Team allmählich zu seiner Höchstform fand, hat Regisseur Wolfgang Murnberger recht radikal Genre, Epoche und Produktionszusammenhang gewechselt. Mein bester Feind heißt sein aktueller Kinofilm. Er beginnt kurz vor dem Anschluss. Im Zentrum steht das Schicksal einer jüdischen Kunsthändlerfamilie: Die Kaufmanns sehen sich ausgerechnet von Rudi Smejkal, den sie immer als einen der Ihren behandelt haben, verraten. Der ist umgehend der Waffen-SS beigetreten und nun maßgeblich daran beteiligt, den Kaufmanns eine wertvolle Michelangelo-Skizze abzupressen.

Diese klassische Tragödienkonstellation um zwei ungleiche (Wahl-)Brüder, die noch dazu dieselbe Frau lieben, und der alles andere als heitere Hintergrund des Dritten Reichs sind eigentlich als Ausgangspunkt einer Verwechslungskomödie gedacht. Als SS-Mann Rudi (Georg Friedrich) den nunmehrigen KZ-Häftling Viktor Kaufmann (Moritz Bleibtreu) nach Wien überstellen soll, wird ihr Flugzeug abgeschossen. Die beiden überleben, tauschen Kleider, allerdings fallen sie nicht den Partisanen in die Hände, und Rudi findet sich als Gefangener seines eigenen Regimes wieder.

Unausgegorene Mischung

Wie zuletzt etwa Urs Odermatts Tabori-Adaption Mein Kampf bleibt auch Mein bester Feind halbwegs unentschlossen zwischen allen Tonlagen hängen. Die Komik wirkt verhalten, der Ernst der Lage ist nicht auszuräumen. Die unausgegorene Mischung befremdet, die filmische Umsetzung erscheint roh und fortwährend von funktionalen Verkürzungen bestimmt, die gewissermaßen Behauptungen an die Stelle von Motivationen setzt und uniformierte Pappkameraden an die Stelle von lebendigen Figuren. (Isabella Reicher/ DER STANDARD, Printausgabe, 10.3.2011)