Vermeers "Malkunst" soll im Kunsthistorischen Museum Wien bleiben.

Foto: KHM

Wien - Das bedeutendste Gemälde des niederländischen Meisters Jan Vermeer, "Die Malkunst", wird im Kunsthistorischen Museum (KHM) bleiben. Am Freitag kam der Kunstrückgabebeirat unter Vorsitz von Clemens Jabloner zu der Empfehlung, das Bild nicht an die Erben des früheren Besitzers Jaromir Czernin zu restituieren. Bis dato hat sich Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) stets an die Empfehlungen des Beirates gehalten und dies auch in diesem Falle angekündigt. Die Vermeer'sche Allegorie auf die Malerei ist eines von nur 37 erhaltenen Gemälden des Meisters und noch dazu das größte. Es gilt gemeinhin als teuerstes Gemälde Österreichs.

Czernin hatte das Bild 1940 für 1,65 Mio. Reichsmark an NS-Diktator Adolf Hitler verkauft. Die Erben hatten argumentiert, dass es sich bei Czernin und seiner Frau Alix-May um Verfolgte des NS-Regimes handelte, weshalb diese sich zu einem Verkauf unter dem von ihnen angestrebten Preis gezwungen sahen. Alix-May galt als "Vierteljüdin".

Die Entscheidung des Kunstrückgabebeirats erfolgte einstimmig. Der Beirat kam zum Ergebnis, dass Jaromir Czernin den Verkauf an Adolf Hitler ohne Zwang abgeschlossen hatte, aber auch, "dass Adolf Hitler einen Erwerb des gegenständlichen Gemäldes nicht aktiv verfolgte, vielmehr wurde der Verkauf aktiv von Jaromir Czernins Rechtsanwälten betrieben". Der Beirat sieht es als gegeben an, dass Czernin das Gemälde verkaufen wollte und dafür im Wesentlichen den bereits mit einem anderen Interessenten verhandelten Preis erhielt.

"Weiters ergibt sich, dass die Darstellungen von Jaromir Czernin, er wäre politischer Verfolgung unterlegen, nicht belegbar sind", heißt es in dem Beiratsbeschluss. "Insbesondere spricht sein Antrag auf Aufnahme in die NSDAP vom 9. April 1940, in welchem er zusätzlich auf bestehende Mitgliedschaften in anderen Organisationen im Umkreis der NSDAP verwies, nicht für eine gegenüber dem NS-Regime distanzierte Haltung. Der Beirat übersieht keineswegs, dass Alix Czernin antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war, eine Kausalität mit dem Verkauf des Bildes durch ihren Ehemann ist jedoch nicht zu erkennen."

Es bestehe daher "kein Grund für die Annahme, dass der Verkauf der 'Malkunst' von Jaromir Czernin an Adolf Hitler ein gemäß § 1 Nichtigkeitsgesetz nichtiges Rechtsgeschäft war. Der Tatbestand des § 1 Abs. 1 Z. 2 (bzw. 2a) Kunstrückgabegesetz ist daher nicht erfüllt. Der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur war daher zu empfehlen, das gegenständliche Gemälde nicht zu übereignen."

Bei der "Malkunst" handelt es sich um das größte Gemälde des niederländischen Malers Jan Vemeer, von dem insgesamt nur 37 Bilder erhalten sind. Es gilt als Hauptwerk. Es zeigt einen Künstler in seinem Atelier und vor seiner Staffelei, der dem Betrachter den Rücken zuwendet; vor ihm steht sein Modell mit einem Buch. Seit seiner Entstehung zwischen 1666 und 1668 gilt das Werk als Allegorie für die Malerei schlechthin und hat zahllose Interpretationen, Schriften, aber auch künstlerische und filmische Rezeption angeregt. Im Kunsthistorischen Museum, wo sich das Gemälde seit 1946 befindet, wurde ihm im vergangenen Jänner eine ausführliche eigene Ausstellung gewidmet. (APA)