Lächelt der Bundespräsident von der Wand, stößt sich keiner daran. Grinst der Landeshauptmann in jedem Klassenzimmer, regt das niemanden auf. Warum eigentlich nicht? Für ein Kind mit Migrationshintergrund und dessen Eltern ist der erste Mann im Staat vielleicht auch Symbol einer fremden Welt. Und erst der Affront gegenüber Nichtwählern. Doch bei Jesus ist alles anders. Da kocht mit beachtlicher Regelmäßigkeit die Atheisten-Seele. Demokratie könne nur in Kombination mit einem entsprechenden Säkularismus funktionieren. Staatliche Institutionen müssen von religiösen und weltanschaulichen Einflüssen strikt getrennt werden.

Aber das Kreuz ist eben nicht nur ein religiöses Symbol, es ist auch Symbol unserer abendländischen Kultur und hat als solches seine Berechtigung. Für den Großteil der Österreicher hat das Kreuz große Symbolkraft. Für den Rest sollte es zumindest Zeichen einer wertorientierten Gesellschaft sein. Und darüber hinaus gibt es ja eine gesetzlich verankerte Rücksichtnahme. Nur in jenen Schulen und Kindergärten, in denen die Mehrheit einem christlichen Religionsbekenntnis angehört, ist in allen Gemeinschaftsräumen ein Kreuz anzubringen. Und keiner zwingt Kinder, am Religionsunterricht teilzunehmen.

Was hingegen fehlt, ist ein entsprechender Schutz vor den wildgewordenen Kreuzrittern. Es gibt nämlich auch ein klares Recht auf Religionsausübung. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD; Printausgabe, 19./20.3.2011)