Bild nicht mehr verfügbar.

"Die Katze auf dem heißen Blechdach": Kurz vor Drehbeginn verlor Liz Taylor ihren dritten Mann Michael Todd bei einem Unfall.

APA

Los Angeles - Anfang dieses Jahres kam es zu einer denkwürdigen Zusammenkunft: Eine junge Amerikanerin, bekannt als sogenanntes It-Girl, traf eine alte Dame, ihr größtes Idol. Anlass war eine Fotostrecke für ein Hochglanzmagazin, die sich am Hollywood-Spektakel Cleopatra von 1963 orientierte. Auch wenn der Inhalt des dabei geführten Interviews, das Elizabeth Taylor ihrem Fan Kim Kardashian gab, nicht weiter spektakulär ist: Das Gesamtarrangement zeugt vom ungebrochenen Star-Appeal Liz Taylors - und es markiert einen schönen Kontrast zum Zelebritätsgeschäft der Generation Kardashian mit seinen immer kürzeren Aufmerksamkeitsspannen.

Dabei begann Elizabeth Taylors Karriere als Filmschauspielerin 1942 in den USA mit einem in diesem Zusammenhang ganz passenden Titel, dem ihre künftige Laufbahn jedoch aufs Heftigste widersprechen sollte: There's One Born Every Minute. Ein Besetzungsagent hielt sie anschließend angeblich für unbegabt.

Geboren wurde Elizabeth Taylor zehn Jahre zuvor in London, aber ihre Eltern waren US-Amerikaner aus St. Louis. 1939 kehrte die Familie aufgrund der politischen Entwicklungen in Europa in die Heimat zurück und ließ sich in Los Angeles nieder. Das Mädchen mit den ungewöhnlich violettgrauen Augen und der schwarzen Mähne, das bei MGM unter Vertrag stand, blieb noch eine Zeit lang mit Großbritannien assoziiert: Die Rollen, die sie rasch bekanntmachten, gehörten zu entsprechenden Stoffen - Lassie Comes Home (Heimweh, 1943) und vor allem National Velvet ( Kleines Mädchen, großes Herz, 1944), die melodramatische Geschichte einer kleinen Pferdenärrin.

Kultivierte Schönheiten

Im Unterschied zu anderen Kinderstars hatte Liz Taylor offenbar wenig Probleme, den Übergang von Kinder- zu Teenagerrollen unbeschädigt zu bewältigen. Bald spielte sie junge Frauen, die etwas vielschichtigere Charaktere hatten, als sie noch als Filmtochter von Spencer Tracy in Vater der Braut (1950) zeigen durfte - etwa an der Seite von Montgomery Clift im Aufstiegsdrama A Place in The Sun (1951).

In den folgenden Jahren entwickelte sich Liz Taylor zu einer zunehmend auch physischen Performerin. Sie spielte nach wie vor kultivierte Schönheiten, aber sie näherte sich mehr jenem psychologisch intensivierten Spiel an, das man am Actors Studio praktizierte. Zu den wichtigsten Filmen jener Zeit gehören George Stevens' Familiensaga Giganten (1956) - Taylor zwischen Rock Hudson und James Dean -, zwei weitere Melodramen mit Montgomery Clift, Das Land des Regenbaums (1958) und Suddenly Last Summer (Plötzlich im letzten Sommer, 1959), sowie ihre bravouröse Verkörperung der Maggie in Die Katze auf dem heißen Blechdach (1958).

Zweimal erhielt Taylor den Oscar als beste Schauspielerin: zuerst für Daniel Manns Butterfield 8 (1960), dann für Mike Nichols' Edward Albee-Adaption Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1966). Trotz wagemutiger Darstellungen wie dieser - oder John Hustons Reflections in A Golden Eye mit Marlon Brando 1967 - gab es für Taylor mit den Veränderungen der US-Filmlandschaft in den 1970er-Jahren keine vergleichbar interessanten Projekte mehr - eine Produktion dieses Jahrzehnts ist das notorische A Little Night Music, das 1977 in den Rosenhügelstudios entstand. Ihre letzte Filmrolle verkörperte sie 1994 bei den Flintstones.

Legendär wurde Taylor allerdings nicht mit ihrer Arbeit alleine. Ihre acht Ehen, die erste mit Nick Hilton, die letzte mit Larry Fortensky, und ihre zweimaligen Eheschließungen mit dem britischen Schauspielerkollegen Richard Burton, den sie beim Dreh zu Cleopatra kennengelernt hatte, waren für Schlagzeilen gut. Taylor ließ sich davon nicht beirren, nach dem Tod ihres Freundes Rock Hudson begann sie ihre Berühmtheit in den Dienst des Kampfes gegen Aids zu stellen, indem sie Fundraising unterstützte oder die American Foundation for Aids Research gründete.

Im Jahr 2000 war die Taylor von Queen Elizabeth geadelt worden; mit ihren Fans kommunizierte sie zuletzt auch via Twitter, dort drückte "Dame Elizabeth" unter anderem ihre große Trauer über den Tod ihres Freundes Michael Jackson aus. Und noch vor eineinhalb Jahren ließ sie verlautbaren, dass sie eine Herzoperation gut überstanden hätte. Nun ist der "lebenslange Star", so NYT, im Alter von 79 Jahren gestorben. Sie hinterlässt vier erwachsene Kinder und neun Enkel. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe 24.3.2011)