Wien - Die Regierung hat erneut eine Personalentscheidung zur Regulierungskommission der E-Control treffen müssen, der früheren Energie-Control Kommission. Obwohl die Kommission erst vor kurzem komplett neu bestellt worden war, stand - aus ungewöhnlichem Grund - schon wieder eine Änderung an. Auf Drängen von Wiener SPÖ-Kreisen haben vorige Woche Gunda Kirchner und ihr Stellvertreter Othmar Raus ihre Mandate zurückgelegt, damit Wiens Energiebeauftragter Andreas Eigenbauer in das Gremium einziehen kann, berichtete "Die Presse" (Dienstag). Die Neubestellung segnete der Ministerrat bereits vorige Woche ab, hieß es heute aus informierten Kreisen.

Die Versuche, jemanden nachträglich in die Kommission hineinzureklamieren, hatten schon vor zwei Wochen - auch außerhalb der Strom-Branche - Unmut aufkommen lassen, als dies öffentlich bekannt wurde. Nicht nur im Spitzengremium der E-Wirtschaft, sondern auch bei der Industriellenvereinigung - die mit Erhard Fürst ebenfalls ein Mitglied in dem Gremium stellt - hatte der Versuch jemanden hinauszumobben für Ärger gesorgt, da Eigenbauer, der auch Wienstrom-Aufsichtsrat ist, nicht einmal unter den Ersatzmitgliedern der Kommission aufschien. Damit er dennoch "einrücken" kann, war der Rücktritt sowohl von Kirchner von der Österreichischen Energieagentur als auch von Salzburgs Ex-LHStv. Raus als Ersatzmitglied nötig. Vorige Woche erfolgte der Zeitung zufolge die Demissions-Einreichung, ebenso rasch - am 22. März - erfolgte die Neubestellung.

Frau hinausgedrängt

"Die SPÖ Wien schaffte es nicht, ihren Kandidaten in den Vorstand der E-Control zu hieven. Dafür ist er jetzt Mitglied der Regulierungskommission geworden", so die "Presse". "Diese Vorgangsweise finden sehr viele nicht in Ordnung, Männer und Frauen, quer durch alle Parteien", hieß es am Dienstag aus Branchenkreisen. Der Ablauf sei aus mehreren Gründen ein "Skandal": Überall werde über Frauenquoten gesprochen, und hier habe man eine Frau hinausgedrängt. Und auch rechtlich sei die Vorgangsweise fragwürdig, da auch das Ersatzmitglied zum Verzicht bewegt worden sei. Kirchner, ebenfalls mit SP-Ticket in dem Gremium, soll früher schon verwehrt worden sein, sich für den E-Control-Chefposten zu bewerben, da man dort Eigenbauer haben wollte. Co-Geschäftsführer von Walter Boltz wurde dann aber Martin Graf, der davor die Tarif-Abteilung in der E-Control leitete.

Indes gibt es neue Gerüchte, die Boltz betreffen. Angeblich soll der frühere E-Control-Alleinvorstand, der kürzlich mit Graf neu bestellt wurde, gegen Jahresende Vorstand der Verbund-Netztochter APG (Austrian Power Grid AG) werden und dort den möglicherweise vor der Pension stehenden technischen Vorstandsdirektor Heinz Kaupa ablösen, wie die "Presse" weiter schrieb. Boltz selbst gab sich zur Zeitung zugeknöpft: "Mit mir hat keiner geredet." Zur APA sagte Boltz, er habe "keine Ambitionen zu wechseln, nachdem ich jetzt wieder neu bestellt bin bei der E-Control". Branchenbeobachtern sind solche Gerüchte nicht neu, sie halten derartiges aber nicht für eine ausgemachte Sache; im übrigen fühle sich Kaupa gar nicht pensionsreif. Bei der APG will man dazu überhaupt nichts sagen. (APA)