Der nachdenkliche Paracelsus des Nazikünstlers Josef Thorak ist ein Produkt nationalsozialistischer Kunstideale. In Salzburg steht die Statue unkommentiert im Kurpark der Stadt.

Foto: Neuhold

Salzburg - Josef Thorak war nicht einfach ein kleiner Nazimitläufer. Der 1889 in Salzburg geborene Künstler avancierte mit seinen monumentalen Werken zum wichtigsten Bildhauer der NS-Diktatur. Thorak gilt als Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers.

Zwei von Thoraks Monumentalwerken stehen bis heute im Kurgarten der Stadt Salzburg, Paracelsus und Kopernikus, Statuen anderer nationalsozialistischer Bildhauer wie Fritz Klimsch oder Rudolf Alexander Agricola im Park der Landeskrankenanstalten. Meist sind die Artefakte als Schenkung in den Besitz der Stadt gelangt.

"Aber warum stehen die einfach so da?", fragt die Kunsthistorikerin Hildegard Fraueneder. Sie leitet gemeinsam mit dem Bildhauer Bernhard Gwiggner das von der Kunstuniversität Mozarteum ausgehende Projekt Abgestellt?. Zwei Tage lang spüren Studenten und Studentinnen des Mozarteums den Spuren von Thorak und anderen NS-Künstlern nach. Wichtigstes Ziel der temporären Aktion ist für Fraueneder, dass über den nicht erklärten Ursprung der Skulpturen "Kommunikation stattfindet".

Die Zugänge der jungen Künstler sind vielfältig. Nicoletta Hibler beispielsweise hat Thoraks Plastiken auf Topflappen gedruckt. Schließlich könne man sich an dem Thema leicht die Finger verbrennen. Die textile Auseinandersetzung unter dem Titel Große Skulptur, was nun? wird im Rahmen der Aktion an Passanten gegen eine Spende verteilt.

Bernadette Edtmaier wiederum will mit einer Unterschriftenaktion die Umbenennung der Thorak-Straße im Stadtteil Aigen erreichen. Historisches Detail: Der Straßenname ist kein Überbleibsel der Nazizeit; die Verneigung vor der NS-Größe fand 1963 statt - rund ein Jahrzehnt nach Thoraks Tod.

Das vielleicht spannendste Vorhaben blieb eine Vision. Tanja Hittenberger und Michaela Koch wollten Thoraks Kopernikus mit einem Klettergerüst umbauen. Auf hinter der Statue angebrachten Spiegeln sollte Thomas Bernhards Diagnose " ... eingeklemmt zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus" zu lesen sein. Das zuständige Amt lehnte ab - aus Sicherheitsgründen.

Als Ergebnis dieser Eingriffe gegen den "legeren Umgang mit der Nazikunst" hofft Fraueneder zumindest auf erklärende Zusatztafeln bei den Statuen im Kurgarten und im Park der Landeskrankenanstalten, ein Vorhaben, dem sich die Gemeinderatsmehrheit bis dato verschlossen hat. Entsprechende Anträge der Bürgerliste wurden zur "geschäftsordnungsmäßigen Erledigung" weitergeleitet - und verschwanden dann in irgendeiner Schublade. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Printausgabe, 30. 3. 2011)