Salzburg - 1971 nahm der afroamerikanische Rap-Pionier Gil Scott-Heron den Song The Revolution Will Not Be Televised auf.

Darin stellt der Ghetto-Poet die Scheinwelt des Fernsehens und der Werbung der sozialen Realität gegenüber: Die kommende Revolution - die realiter bislang ausgeblieben ist - werde sicher nicht von Werbebotschaften oder dem Wetterbericht unterbrochen, sondern sich nur live abspielen. Ein starkes Stück Black-Power-Poesie vor dem Hintergrund der Unruhen der 1970er-Jahre, eine "schwarze" Fortsetzung von Allen Ginsbergs Howl.

Der in Salzburg lehrende Biologe Stephen Wickham bezieht sich auf Scott-Herons Protestsongklassiker, wenn er heute über Ökologische Katastrophen durch Klimaveränderung: The Revolution Will Not Be Televised spricht.

Konzipiert im Rahmen der Vortragsreihe zwischen Wissenschaft und Kunst, Extreme Erfahrungen. Grenzen des Erlebens und der Darstellung, und noch vor der Dreifachkatastrophe in Japan, geht Wickham von aktuellen Klimadaten für 2010 aus.

Das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen lässt Rückschlüsse auf einen von Menschen verursachten Klimawandel zu, der wiederum zu ökologischen Katastrophen führen wird.

Diese unterscheidet der Biologe von Umweltkatastrophen wie Ölverschmutzung der Meere oder Regenwaldabholzung, zu denen es mediale Bilder gibt - an die der TV-Konsument gewöhnt ist und die meist stark von PR-Agenturen im Dienste der verursachenden Industrie manipuliert sind.

Wickhams zentrale Frage: Können wir Katastrophen ohne dramatische Bilder trotzdem als Katastrophen erkennen? Ohne allzu großen Kulturpessimismus möchte man ergänzen: Was haben denn all die Medienbilder bislang bewirkt? (Gerhard Dorfi/DER STANDARD, Printausgabe, 30. 3. 2011)