Der Tenor in Barack Obamas Rede klang wie der Titel eines dieser Bücher, die jeden Sachverhalt in Grund und Boden erklären: „Die Libyen-Intervention für Dummies". Das lässt einen naheliegenden Schluss auf die primäre Zielgruppe zu. Nicht die Welt, sondern die amerikanischen Wähler sollten verstehen, worum es bei der Aktion in Libyen geht, das die meisten von ihnen - wenn überhaupt - nur mit Mühe auf einer Weltkarte finden würden.

Demgemäß ist die Übung wohl gelungen: Der Präsident versicherte seinen kriegsmüden Landsleuten, dass die Operation „Odyssey Dawn" militärisch limitiert bleiben und vor allem kein zweiter Irak werden soll. Nur eine zeitliche Begrenzung blieb Obama schuldig. Gleichzeitig - und darauf sollte der Rest des Publikums achten - schwenkte er nach wochenlangem diplomatischem Hin und Her auf eine haltbare realpolitische Linie um: Der Präsident entwirrte politische und militärische Zielsetzungen der Operation. Entgegen anderslautenden Äußerungen vergangene Woche will er nun einen Regimewechsel in Tripolis nicht mehr aktiv betreiben. Die Aktion kann also dauern.

All jene, die daraus ableiten wollen, Obama sei ein schwachbrüstiger Peacenik, sollten sich kurz an Afghanistan erinnern. Dort eskalierte der Friedensnobelpreisträger und Commander-in-Chief den Krieg und lässt so viele tödliche Drohnenangriffe fliegen wie nie zuvor. Da wird selbst Dummies klar: Ein „Professoren-Krieg" sieht anders aus. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 30.3.2011)