Prag - Das bevorstehende EU-Referendum bringt in Tschechien unterschiedliche Meinungen und Erwartungen ans Tageslicht. Während einige hoffen, dass die Volksabstimmung eine Wendung des Landes in Richtung Europa bedeutet, hoffen andere, dass genau das verhindert wird. Das Referendum findet am 13. und 14. Juni statt. Sollte die Mehrheit gegen den Beitritt Tschechiens zur EU stimmen, kann die Volksabstimmung erst wieder in zwei Jahren abgehalten werden. Mindestbeteiligung ist keine vorgeschrieben.

Die "Euroskeptische Initiative" erwartet, dass die Tschechen eine EU-Mitgliedschaft ablehnen werden. "Wenn das passiert, sollte die derzeitige Regierung zurücktreten", sagte der Sprecher der Gruppe, Vilem Barak. Zu den EU-Gegnern gehören auch die Kommunisten. "Die Bedingungen des Beitrittsvertrags sind, wie wir glauben, unpassend", sagte der Vizevorsitzende der kommunistischen Partei (KSCM), Vaclav Exner. "Wir haben grundlegende Vorbehalte gegenüber einer Außenpolitik in der Kompetenz von Brüssel oder einer exzessiven Militarisierung der Union durch die Schaffung einer gemeinsamen Armee."

Jene, die zu den Europa-Enthusiasten gehören, sehen in dem EU-Beitritt einen historischen Schritt. Die unabhängige Senatorin, Helena Roegnerova, etwa glaubt, dass die Mitgliedschaft die Chance der Menschen auf eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen bietet. "Am wichtigsten ist es, am Referendum teilzunehmen und abzustimmen. Sonst, wenn die Beteiligung niedrig ist, werden die Kommunisten diese kritische Frage entscheiden." Ähnliches hatte auch schon der sozialdemokratische Premierminister Vladimir Spidla gesagt: Er hatte davor gewarnt, dass bei einer geringen Beteiligung die Kommunisten den EU-Beitritt des Landes verhindern könnten.

Umfragen sprechen aber von einer Beteiligung von 60 bis 70 Prozent der Tschechien. Die Mehrheit davon - etwa 80 Prozent - will demnach für den EU-Beitritt stimmen. Für den EU-Beitritt stimmen wollen auch die Minderheiten in Tschechien. Rund 200.000 Slowaken, 50.000 Polen, 40.000 Deutsche, 20.000 Vietnamesen und schätzungsweise 300.000 Roma leben in dem Staat.(APA)