Wien - Auf Grund der Kürzungen im Hochschulbudget droht nach Ansicht der Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), Andrea Mautz (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ), ein "Kollaps des Lehrbetriebs". Schon derzeit würden den Unis 50 Mio. Euro fehlen, nun werde das Budget-Kapitel 14 (Wissenschaft) nochmals um 107 Mio. Euro gekürzt, meinte Mautz am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Arbeiterkammer(AK)-Präsident Herbert Tumpel. Dieser forderte bessere Bedingungen für berufstätige Studierende.

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) und Finanzminister Karl-Heinz Grasser würden die Öffentlichkeit falsch informieren. Jene 733 Mio. Euro, um die das Uni-Budget kommendes Jahr steige, seien ein reiner Durchlaufposten, weil die Unis künftig die Bundesbediensteten selbst entlohnen müssten. "Wir wollen studieren, können aber nicht, denn die Studienbedingungen werden von Semester zu Semester schlechter", sagte Mautz. Und Gehrer schiebe die Verantwortung für alles, was schlecht laufe, an die Unis ab, "dieses Verhalten ist widerwärtig", sagte die ÖH-Chefin.

Krisenplan

Mautz fordert deshalb einen "Krisenplan, damit nächstes Semester die Lehre nicht kollabiert". Es bedürfe mehr Geld für die Unis, Drittmittel sollten dort eingesetzt werden, wo sie Studierenden nützen, und Gehrer müsse ihr Versprechen von 500 zusätzlichen Professorenstellen einlösen. Andernfalls könne die Ministerin im Herbst sagen, die Unis würden dem Ansturm der Studierenden nicht Herr, also müssen neue Lenkungsmaßnahmen her, befürchtet Mautz.

Auch Tumpel kritisierte, dass trotz hoher Kosten für die Unis - Stichwort: Ausgliederung - das Hochschulbudget gekürzt und damit das Angebot für die Studenten nicht verbessert werde. Nach Ansicht des AK-Chefs gehört der typische Vollzeitstudent nicht mehr zur österreichischen Studienrealität. Zwei Drittel der Studierenden müssten während des Semesters arbeiten. Diese Situation habe sich durch die Studiengebühren verschärft. Gleichzeitig habe es seit 1999 keine Anhebung der Stipendien mehr gegeben. "Während also die Unterstützung durch die öffentliche Hand zurückgeht, steigen die Kosten für die Studierenden", sagte Tumpel.

Die AK fordert daher erneut die Abschaffung der Studiengebühren. Als erster Schritt sollten jedenfalls berufstätige Studierende nur für jene Lehrveranstaltungen zahlen müssen, die sie auch tatsächlich in Anspruch nehmen. Die Unis selbst sollten ein eigenes Angebot für Berufstätige zur Verfügung stellen, mit mehr Abend- und Blockveranstaltungen. Dies sei auch dringend notwendig, um die Abbruchquoten gering zu halten.

Grüne fürchten Freigabe der Studiengebühren

Dem Grünen Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald zufolge verdichten sich in letzter Zeit die Gerüchte, wonach Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) unmittelbar nach den ÖH-Wahlen (20.-22-5.) die Freigabe der Studiengebühren und eine Zugangsbeschränkung für Studierende plane. Grünewald forderte daher am Donnerstag Gehrer in einer Aussendung auf, entweder die Pläne sofort offen zulegen, sollten die Gerüchte stimmen, oder eine Garantieerklärung abzugeben, dass sie eine derartige Maßnahme gänzlich ausschließt. (APA)