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Foto: APA, Hans Klaus Techt

Ähnlich wie Hollywood Schauspieler für unterdurchschnittliche darstellerische Leistungen mit der Goldenen Himbeere "geehrt" werden, so gibt es auch in der IT-Welt einen Anti-Award. Den Big Brother Award 2011 in der Kategorie "Kommunikation" erhielten Apple GmbH München und Facebook Deutschland GmbH.

Geiselnahme und Ausforschung

"Der Big Brother Award 2011 in der Kategorie "Kommunikation" geht an die Apple GmbH in München für die Geiselnahme ihrer Kunden mittels teurer Hardware und darauf folgende Erpressung, den firmeneigenen zweifelhaften Datenschutzbedingungen zuzustimmen", so Frank Rosengart und Andreas Bogk in ihrer Rede bei der Verleihung. Das Soziale Netzwerk erntet den Big Brother Award 2011 "für die gezielte Ausforschung von Menschen und ihrer persönlichen Beziehungen hinter der netten Fassade eines vorgeblichen Gratisangebots". 

Facebooks "auf Schritt und Tritt"-Observierung 

Mit über einem Drittel der Stimmen wurde Facebook zusätzlich vom Publikum zu seinem "Favoriten" gewählt, mit Begründung wie "weil dem nicht zu entkommen ist" oder "Weil die Begründung ‚Das ist doch in Ordnung, was wir machen, da wir eine gesetzliche Grundlage haben‘ besonders dreist ist". Datenschützer kritisieren das Soziale Netzwerk dafür, dass sie sich die Daten seiner User aus den Adressbüchern zu fischen und ihre Tätigkeiten im Internet "auf Schritt und Tritt beobachten". 

Apples Datenschutzbestimmungen

Der Hauptkritikpunkt an Apple bezieht sich auf dessen Datenschutzbestimmungen, die der Konzern den iPhone-Käufern aufzwingt. User müssen dem 117-Seiten langen Dokument zustimmen, ansonsten könne das iPhone lediglich zum Telefonieren genutzt werden. Kritisiert wird außerdem Apples Erfassung und Weitergabe diverser Daten der iPhone-Benutzer, die Werbekunden und App-Provider für angepasste Werbeeinblendung nutzen.

Schnüffel-RFID-Chip

Der Big Brother Award 2011 in der Kategorie "Technik" geht an das Modelabel Peuterey, da sie Kleidung auf den Markt bringen, worin verdeckt ein RFID-Chip verarbeitet ist. Indem die Kunden nicht darüber bescheid wissen, wird massiv in die informationelle Selbstbestimmung von Kunden eingegriffen. Auf der Kleidung selbst steht: "Don't remove this label". 

Dubiose Verlags-Gutscheine

Den Negativpreis in der Kategorie "Verbraucherschutz" erhält der Verlag für Wissen und Innovation in Starnberg für das Sammeln von Adressen als Gegenleistung für Büchergutscheine. Der Verlag, bei dem es im Buchhandel keine Bücher zu kaufen gibt, lässt Schulen Büchergutscheine an Kinder verteilen. Ein "Geschenk" erhält man, sobald man Namen und Adresse eines Kindes und eines Elternteils an den Verlag schickt. Diese Praxis wurde von der BBA-Jury als besonders fragwürdig eingestuft, da Schulen nicht als Datenpools für wirtschaftliche Zwecke missbraucht werden dürfen. (red)

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