Unterstützung für die Wiederkandidatur von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat es am Dienstag auch aus dem ORF-Direktorenteam gegeben. Radiodirektor Karl Amon und Finanzdirektor Richard Grasl zeigten sich über die Entscheidung von Wrabetz erfreut. "Ich begrüße seine Wiederkandidatur, und ich begrüße den Zeitpunkt", so Amon der APA. "Ich arbeite gut mit ihm zusammen, und ich freue mich, dass Wrabetz angedeutet hat, dass er mich weiterhin als Radiodirektor im Führungsteam haben will. Ich sehe das rundherum positiv."

Amon wurde zuletzt in verschiedenen Planspielen auch als möglicher Alternativkandidat für den Posten des ORF-Chefs gehandelt. Ambitionen darauf wies der Radiodirektor aber einmal mehr zurück. "Ich habe auch da aus meiner Meinung nie ein Geheimnis gemacht. Ich werde gegen Alexander Wrabetz sicher nicht kandidieren."

Auch Finanzdirektor Grasl unterstrich die gute Zusammenarbeit mit Wrabetz: "Wir haben in den vergangenen 15 Monaten finanziell viel für das Unternehmen erreicht und zum Besseren bewegen können." Es sei positiv, dass Wrabetz die "Teamfähigkeit" der künftigen Geschäftsführung hervorgehoben hat. "Es ist wichtig, dass wir als 'Leading Team' bei den wichtigsten Zukunftsfragen - Strukturreform, Programmentwicklung und Standortfrage - an einem Strang ziehen", so Grasl.

Keine Stellungnahme von Prantner

Keine Stellungnahme gab es von Onlinedirektor Thomas Prantner. Die Tatsache, dass Wrabetz am Dienstag bei einer Pressekonferenz beim Thema künftiges Direktorenteam Prantner - anders als Amon und Grasl - nicht genannt hatte, wird ORF-intern als klares Signal gewertet, dass Wrabetz Prantner nicht mehr im Team haben möchte. Sollte der Onlinedirektor tatsächlich nicht dem Wrabetz-Team angehören und RTL-Chef Gerhard Zeiler nicht noch für den Posten des Generaldirektors kandidieren, dann gilt eine Gegenkandidatur von Prantner gegen Wrabetz als nicht unwahrscheinlich. Prantner könnte ein Signal für das bürgerliche Lager im ORF-Stiftungsrat sein.

Im obersten ORF-Gremium zeichnet sich inzwischen auch bereits eine klare Frontlinie zwischen SPÖ und ÖVP ab. Das 35-köpfige ORF-Gremium wird den neuen ORF-Chef am 9. August in offener, nicht geheimer Wahl bestellen. Wrabetz kann dort aus heutiger Sicht auf die Unterstützung der SPÖ-Vertreter zählen. Seit 2010 ist der rote "Freundeskreis" mit 15 Stimmen die dominierende Fraktion im ORF-Stiftungsrat. Für die Bestellung sind mindestens 18 Stimmen notwendig, zuletzt schaffte Wrabetz diese Hürde mit zusätzlicher Unterstützung von Grünen und Betriebsräten bei etlichen wichtigen Abstimmungen zu ORF-Fragen. (APA)