Nicht dass Portugals Kehrtwende eine Überraschung gewesen wäre, aber bemerkenswert ist der Schwenk allemal. Was wurde da monatelang empört abgestritten und Stimmung gemacht, Lissabon werde die Krise aus eigener Kraft bewältigen. Nun kommt man ohne Hilfe nicht mehr aus, ganz einfach, weil das Land die nächste anstehende Kreditaufnahme zur Finanzierung des Defizits und Rückzahlung fälliger Schulden nicht bewältigen kann. Zuletzt häuften sich sogar die Befürchtungen, dass der angeschlagene Staat selbst bei raschem Hilfsantrag in die Bredouille kommen könnte, weil Prüfung und Genehmigung des Gesuchs einige Zeit in Anspruch nehmen.

Es wird sich wohl irgendwie ausgehen. Doch die Glaubwürdigkeit der Eurozone hat mit dem aufgeflogenen Täuschen und Tarnen mehr als einen weiteren Kratzer erhalten. Die Währungsunion verkommt zusehends zu einem Lügengebilde: Die erste war, dass Griechenland es ohne Hilfe schafft. Irland und Portugal wurden bei Lüge II und III ertappt. Der goldene Pinocchio, Lüge Nummer IV, geht an die Eurozone, die immer noch vorgaukelt, die mit Steuergeld aufgefangenen Staaten könnten die Euro-Kredite ohne Umschuldung zurückzahlen. Das wird zumindest bei Griechenland nicht der Fall sein, dem bereits eine Streckung der Rückzahlungsfristen und eine Zinssenkung in Aussicht gestellt wurden. Doch anstatt mit der Wahrheit herauszurücken, wird lieber das Lügengebilde gestützt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.4.2011)