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Luc Bondy: "Es gibt keine weiteren Gespräche"

Foto: APA/Gindl

Wien - Mit einem Buch griechischer Tragödien unter dem Arm fand sich Festwochen-Intendant Luc Bondy zum Gespräch bei Kunststaatssekretär Franz Morak ein. Erwartet hat er sich "nichts", wie er vor dem Gespräch meinte. Danach bezeichnete er die Unterredung anlässlich der kürzlich bekannt gewordenen Streichung der Bundessubvention für die Wiener Festwochen als "ärgerlich und zwecklos": "Eine halbe Stunde Gespräch, die nur bestand aus Ausreden und gleichzeitig alles wegzunehmen, was man kann".

"Es gibt keine weiteren Gespräche", so Bondy im Anschluss gegenüber Journalisten. Die Argumente seien die gleichen geblieben: "Es sei nichts gegen uns, kein Krieg". Es habe "keine Entschuldigung für die formale Vorgehensweise und keine Begründung außer Sparen" gegeben. Morak habe "nichts gesagt, was er nicht schon in der Öffentlichkeit gesagt hat".

Verschiedene Sprachen, kein Übersetzer

Das Gesprächsklima beschrieb Bondy folgendermaßen: "Wir haben viel gelächelt, jedenfalls der Staatssekretär". Er habe es mit "Beamten und politischen Rationalisierern" zu tun gehabt: "Die werden sich immer auf die Notwendigkeit der Sparmaßnahmen ausreden". Morak habe gemeint, man wolle in Zukunft vermehrt "soziokulturelle Projekte" fördern - die "Regierung ist grün geworden", so Bondy. "Ob wir es mit einer braunen oder - wie heißt das noch - schwarzblauen oder blauschwarzen Regierung zu tun haben oder einer Gruppe von Alternativen, die über Kindergärten reden - es wäre das gleiche".

Man habe verschiedene Sprachen gesprochen - "ohne Übersetzer". Bondy sei sicher, dass die Entscheidung nicht von Morak selber gefällt worden sei: "Morak ist Ausführer einer Gesamtrationalisierung. Es kann nicht seine Idee gewesen sein, weil ich glaube, er hat ja wenige".

"Wiener Wahlen sind nicht völlig unschuldig"

Österreich sei bis jetzt im Kulturbereich "eine Ausnahme in Europa" gewesen. Nun gebe es eine "Entösterreichisierung, Entwienerisierung - in diesem Sinne werden die Österreicher zu guten Europäern werden". Die "Wiener Wahlen sind nicht völlig unschuldig" an der Streichung der Bundessubvention, meinte Bondy: Ein "internationales, weltoffenes Festival zu bestrafen, ist der Versuch einer Provinzialisierung".

Dazu, wie die Festwochen das entstandene - wenn auch prozentuell geringe - Budgetloch auffangen sollen, gebe es "noch keine Idee. Wir müssen unsere Verträge ja einhalten", so Geschäftsführer Wolfgang Wais. Und Bondy ergänzt: "Wir könne nicht einen vordatierten Brief schicken und sagen wir haben sie ausgeladen".

Vergangene Woche wurde die Entscheidung des Bundes bekannt, die Wiener Festwochen nicht weiter laufend zu unterstützen, sondern sich nur noch im Rahmen von Projektförderungen finanziell zu beteiligen. 2002 wurden die Wiener Festwochen mit 385.000 Euro gefördert. Das Gesamtbudget beträgt 13,5 Mio. Euro.

Moraks Antwort

Der Vorwurf der Provinzialisierung führe sich "selbst ad absurdum", entgegnete Morak. Schließlich haben die Festwochen mit der Klagenfurter Produktion der "Madame Butterfly" und mit der auf einer Grazer Inszenierung basierenden "Aida" "selbst Bundesländer-Produktionen im Programm", hieß es.

In dem "guten" Gespräch sei es darum gegangen, Bondy "noch einmal den Hintergrund dieser Entscheidung darzulegen". Diese habe "keine parteipolitischen Implikationen" gehabt und sei "keine Entscheidung gegen die Festwochen oder die Stadt Wien, sondern eine kulturpolitische Entscheidung aus gesamtösterreichischer Sicht", so der Kunststaatssekretär.

Die Bundeskulturpolitik müsse die "Entwicklungen, die es in den Bundesländern in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren gegeben hat, wahrnehmen. Da hat sich enorm viel getan", so Morak. Der Bund ist "für Gesamtösterreich zuständig, nicht nur für Wien". Morak wies erneut darauf hin, dass die für die Festwochen vergleichsweise geringe Summe für die kleineren Kulturinitiativen gleich eine zehn- bis zwölfprozentige Erhöhung bedeute. (APA)