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Josef Kerbl ist seit Montag neuer Chef von 870 Ermittlern.

Foto: APA/GUNTER LICHTENHOFER

Wien - Exakt 207.564 Anzeigen schickte die Wiener Polizei im Jahr 2010 an die Staatsanwaltschaft - im Schnitt bedeutet das alle drei Minuten des Jahres eine Straftat. Seit Montag soll Josef Kerbl den Wert verbessern. Denn der gebürtige Niederösterreicher ist neuer Leiter des Landeskriminalamtes und damit Chef von 870 Kriminalbeamten seines Amtes.

Das sind deutlich weniger, als seine Vorgänger zur Verfügung hatten. Zwar betont man in der Polizeizentrale, dass man 300 Polizisten hinzu zählen müsse, die in den Außenstellen kriminalistisch geschult wurden. Der Rechnungshof sieht das nicht ganz so. Er vermerkt in einem Prüfbericht, dass der Personalstand im "Kriminaldienst" von 1096 besetzten Planstellen im Jahr 2002 auf 933 im Jahr 2007 zurück gegangen ist - nun hält man eben bei 870.

Bei seiner Antrittspressekonferenz blieb Kerbl vorsichtig: "Wo es notwendig und machbar ist, werden wir darauf drängen, mehr Personal zu bekommen."

Keine Reform

Konkretere Vorstellungen hat er bei der Frage nach einer neuerlichen Reform der Kriminalpolizei. Es sei nicht geplant, die fünf existierenden Außenstellen des Landeskriminalamtes in den Außenbezirken zu schließen und die Beamte in der Zentrale zu konzentrieren, beteuerte er. Entsprechende Gerüchte kursieren nämlich innerhalb der Polizei. "Es wird keine Reform geben" , sagte Kerbl.

Der 47-Jährige will auch (führungs-)personalmäßig nichts ändern. Ob seine Stellvertreter Michael Mimra und Wolfgang Haupt die gleichen Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft haben wird sich zeigen - die beiden hatten sich ebenso um den Chefposten beworben und unterlagen Kerbl. Zuletzt war er im Bundeskriminalamt. Als Referatsleiter für die Verhandlungsgruppen, die etwa bei Geiselnahmen mit dem Täter reden. Das kommunikative Wissen will er nutzen: Er arbeite gerne im Team, sagt er.

Aufklärungsquote soll sich ändern

Ändern sollte sich jedenfalls etwas bei der Aufklärungsquote. Die liegt seit Jahren um die 30 Prozent. In der deutschen Hauptstadt Berlin dagegen hält man bei 50 Prozent. Die Zahlen seien aber aufgrund unterschiedlicher Zählweise und Gesetze nicht vergleichbar, wiederholte der Familienvater den Standpunkt von Landespolizeikommandant Karl Mahrer. Warum sie nicht vergleichbar sein sollen, blieb offen. Aber: "Es wird immer was zu verbessern geben."

Dabei kann der im Jahr 1983 zur Polizei gekommene Kerbl seinen neuen Untergebenen im Bereich Aufklärungsquote als leuchtendes Vorbild gelten. Er war federführend daran beteiligt, dass im Jahr 2006 der Dieb des berühmtesten Salzfasses Wiens, der "Saliera" , gefasst wurde. (moe, DER STANDARD-Printausgabe, 12.4.2011)