Die Amag schaffte es gerade noch über die Ziellinie, Isovoltaic ging kurz davor die Luft aus. Der leise Anflug von Euphorie an der Wiener Börse ist rasch verflogen. Die Erwartung zahlreicher neuer Gesichter am heimischen Aktienmarkt dürfte sich so rasch nicht erfüllen. Das wäre an sich nicht so schlimm, denn europaweit laufen die Börsengänge gar nicht rund. Doch die jüngsten Patzer in Wien hinterlassen eine üble Duftnote: jene, dass die Hauptaktionäre nur schnell Kasse machen wollen.

Die Amag hat die Kurve in letzter Minute gekratzt und Aktienpreis wie Stückzahl der Emission gekürzt. Doch bleibt der schale Beigeschmack, dass der Alu-Konzern mit einem beträchtlichen Teil der Erlöse Schulden tilgen muss, die der Eigentümerfonds für den Kauf der Ranshofener aufnahm und in der Amag ablud. Dass der Preis dafür eher hoch angesetzt war, zeigen die bisherigen Kursverluste.

Bei Isovoltaic wiederum hätte man das Geld der Neo-Aktionäre zwar gerne genommen, Rechte wollte man ihnen aber dafür keine geben. Bei Wahlen in den Aufsichtsrat etwa lassen sich die Turnauers nicht dreinreden und sichern sich über Namensaktien verbriefte Privilegien per Statut zu. Das ist gerade für einen Konzern mit klingendem Eigentümernamen, der sich vor nicht allzu langer Zeit mit dem Rausschmiss der Kleinaktionäre viel Kritik einhandelte, ein starkes Stück. Und schadet dem Finanzplatz. Der hat ohnehin schon bessere Zeiten erlebt. Skandale rund um Immofinanz und Meinl European Land, Rückzieher wie jene von Bank Austria und AUA sowie die A-Tec-Pleite haben dem Image geschadet und den Handel ausgedünnt. Frisches Blut wäre nicht nur wichtig für die Börse, sondern auch für die Betriebe, die mit steigenden Kreditkosten konfrontiert sind.

Doch auch Eigenkapital hat seinen Preis: Aktionäre achten nicht nur auf die Bewertung, sondern auch auf Corporate Governance und Mitbestimmung. Das ist auch gut so. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.4.2011)