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Karl Markovics hält sein Debüt als Regisseur für seine "bisher schönste Arbeit".

Foto: Sebastian Willnow/dapd

Wien - Nach der überraschenden Bekanntgabe vergangener Woche, dass Markus Schleinzers Spielfilmdebüt "Michael" bei den 64. Filmfestspielen in Cannes um die Goldene Palme rittern wird, darf man sich nun über einen weiteren österreichischen Beitrag bei dem renommierten Festival freuen: Karl Markovics' Regiedebüt "Atmen" wird in der Reihe "Quinzaine des Realisateurs" gezeigt, wie die Austrian Film Commission mitteilte. Im September soll der Film regulär in den österreichischen und deutschen Kinos starten.

Der Inhalt

"Atmen" erzählt die Geschichte des 19-jährigen Roman Kogler, der nach einer Haftstrafe wegen Totschlags in einer Sonderstrafanstalt für Jugendliche resozialisiert werden soll und einen Job bei der Bestattung Wien bekommt. Als er glaubt, in einer toten Frau seine Mutter zu erkennen, die ihn mit drei Jahren weggeben hat, beginnt er, sich mit seiner Herkunft auseinanderzusetzen. In der Rolle des Roman stand Film-Neuling Thomas Schubert, der das "super" gemacht hat, so Dieter Pochlatko, Geschäftsführer der epo-film und Produzent von "Atmen", erstmals vor der Kamera. "Karl hat so an ihn geglaubt und wusste von Anfang an, dass er der Richtige ist."

In einer zweiten Hauptrolle als Bestatter, der Roman hilft, ins Leben zurückzufinden, ist ein bekannteres Gesicht zu sehen - aber anders zu hören als bisher. "Georg Friedrich ist in dem Film ein ganz anderer Friedrich, als wir ihn kennen", meinte Pochlatko. "Kein arger Schlurf oder Prolet, auch das Wienerische ist abgeschwächt." 35 Tage lang wurde gedreht, nun freut sich das Team auf die Zeit in Cannes: "Das gesamte Team wird wohl nicht hin fliegen, aber es wird eine schöne Delegation werden, die nach Cannes fährt. Wir werden bestimmt feiern."

"Bisher schönste Arbeit"

"Mir gefiel die Idee der Verquickung von großen philosophischen Gedanken mit möglichst einfachen Verhältnissen", so Markovics vergangenes Jahr am Rande der Dreharbeiten. "Ein berühmter Schriftsteller oder Erfinder hat am Ende genau dieselben Fragen, nämlich: Woher komm ich, wer bin ich und wohin geh ich?" Es gehe um große Themen, "um die größten, die wir kennen: um Leben und Tod". Für Markovics, der sich hierzulande als Schauspieler einen Namen gemacht hat und u.a. im Oscar-prämierten Film "Die Fälscher" von Stefan Ruzowitzky mitwirkte, ist das erste Regiewerk die "bisher schönste Arbeit".

"Zwei österreichische Filme in den Programmen des weltweit wichtigsten Festivals präsentieren zu können, ist ein großartiger Erfolg", freut sich Martin Schweighofer, Geschäftsführer der Austrian Film Commission. "Dass es sich dabei um zwei erste Filme, um zwei Regiedebüts handelt, macht das Ergebnis noch schöner, es ist eine erfreuliche Bestätigung für die Dynamik des aktuellen Filmschaffens und eine vielversprechende Ansage für die Zukunft des österreichischen Films."

Freudige Reaktionen

"Toll, einfach toll": Pochlatkos Freude ist groß. "Seit 20 Jahren fahre ich zu den Filmfestspielen von Cannes und immer habe ich mir insgeheim gewünscht, einmal mit einem Film dort zu sein", so Pochlatko, dessen Wunsch heuer wahr wird. "Erhofft, aber nicht erwartet" habe sich Pochlatko die Einladung nach Cannes. "Die Austrian Film Commission hat sich sehr dafür eingesetzt, dass der Film in diese Reihe kommt", so Pochlatko, "weil es hier um außergewöhnliches Filmschaffen bei Erstlingswerken geht." "Atmen" ist in der Sektion der besten 15 Erstlingsfilme der einzige deutschsprachige Beitrag und sieht sich größtenteils mit Debütfilmen aus Frankreich, aber auch mit Werken aus etwa Bulgarien, Belgien oder Dänemark konfrontiert. Dass neben Markus Schleinzers "Michael", das im offiziellen Wettbewerb von Cannes läuft, gleich zwei österreichische Debüts beim renommierten Filmfestival vertreten sind, wertet Pochlatko als "wertvollen weiteren Impuls und Bestätigung für die österreichische Filmlandschaft".

Auch Markovics, mit dem Pochlatko neben der beruflichen Beziehung eine Freundschaft verbindet, habe sich "sehr gefreut" und angekündigt, "demnächst mehr Zeit hinter der Kamera als vor der Kamera zu verbringen". Derzeit ist der 47-Jährige in Hamburg mit der Mischung des Films beschäftigt - "man kann kaum zu ihm durchdringen, er ist wahnsinnig im Stress, damit alles bis Cannes fertig wird", so Pochlatko. Gemeinsam habe man bereits das nächste Projekt geplant, auch das soll auf einem Drehbuch von Markovics basieren. (APA/red)