Mit einem Anteil von gut 45 Prozent wird die Wirtschaft auch 2011 der größte Forschungsfinanzierer sein, wie die Statistik Austria in ihrer aktuellsten Schätzung berechnet. Insgesamt werden demnach heuer erstmals mehr als acht Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben, das sind um fünf Prozent mehr als 2010. 39 Prozent steuert die öffentliche Hand bei, 16 werden vom Ausland finanziert.

Eine Steigerung der F&E-Ausgaben von privater Seite wird nötig sein, damit Österreich, wie von der Forschungsstrategie der Bundesregierung vorgesehen, bis 2020 eine Forschungsquote von 3,76 Prozent des BIPs erreichen kann. Laut Statistik Austria wird sie von 2,78 Prozent 2010 nur geringfügig auf 2,79 Prozent im Jahr 2011 ansteigen.

Damit die Wirtschaft mehr in Forschung investiert, müssten verstärkt die kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) angesprochen werden, meinte Martin Leitl, Präsident der Austrian Cooperative Research (ACR), bei einer Studienreise in die Türkei. "Die rund 300.000 KMUs in Österreich haben ein gewaltiges Potenzial an Innovationstätigkeit, das noch schlecht ausgeschöpft ist", sagte Leitl.

Ausgelagerte Forschung

Genau hier setze die ACR, ein Dachverband kooperativer gemeinnütziger Forschungsinstitute, an. "Wir sehen uns als ausgelagerte Entwicklungsabteilungen von kleineren Unternehmen, die sich keine eigene Forschung leisten können", sagt ACR-Geschäftsführer Johann Jäger. Die Stärke des Netzwerks sei, dass die 16 Institute selbst wie KMUs aufgestellt seien und daher die Hemmschwelle von Unternehmen, mit Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten, senken könnten.

Die Institute - unter anderem die Holzforschung Austria, die Lebensmittelversuchsanstalt, die Schweißtechnische Zentralanstalt und die weltweit einzige Versuchs- und Forschungsanstalt für Kachelöfen - würden vor allem durch ihre Prüftätigkeit auf neue Entwicklungsprojekte kommen. "Anhand der Schwachstellen sehen wir, wo die Unternehmen etwas verbessern könnten", erläutert Jäger. "Das sind keine Mega-Entwicklungen."

Umso wichtiger sei es, dass sich Unternehmen zusammenschließen, um gemeinsam Forschungsprojekte in Auftrag zu geben. Von den Ergebnissen könnten dann alle profitieren. "Die kollektive Forschung ist in Österreich noch unterentwickelt", sagt Jäger. Im Programm ACR+, das vom Wirtschaftsministerium finanziert wird, sollen auch die Forschungsinstitute untereinander besser vernetzt werden, Unterstützung kommt auch vom EU-Programm Cornet für Collective Research.

In Zukunft will die ACR einen Schwerpunkt auf Energieforschung legen. Bis zu 60 Prozent der Kosten für eine kollektives Forschungsprojekt könnten durch FFG-Programme finanziert werden. Weil die ACR-Institute keine Basisförderung, sondern nur Projektmittel bekommen, wünscht sich ACR-Präsident Leitl längerfristig finanzierte Programme für KMUs, die eine bessere Planung ermöglichen.

Internationales Know-how wird auch in grenzüberschreitenden Kooperationen gesammelt - möglicherweise auch bald mit türkischen Partnern. Beiderseitiges Interesse war während der Studienreise jedenfalls vorhanden. (kri, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. April 2011)