Djurbergs Themen: Lust und Angst.

Foto: Galerie Taxispalais

Betritt man Raum 4 der Ausstellung, wird man unvermittelt an Roman Polanskis schrulligen Horrorklassiker Tanz der Vampire erinnert. Nämlich an jene Ballsaal-Szene, in der sich tanzende Vampirpaare dicht an dicht drängen, die großen Spiegel an den Wänden jedoch einen leeren Raum zeigen.

Die Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger (geb. 1968) zaubert den umgekehrten Effekt. Im leeren Raum steht, einzig flankiert von einer ausgeknipsten Stehlampe, der Möbelklassiker Eames Lounge Chair. Sessel und Lampe werfen geheimnisvolle Schatten an die Wand. Die Schattenlampe verströmt angenehmes Licht, und im Schattenmöbel hat es sich ein mit dem Fuß wippender Schattenmensch behaglich gemacht. Das Geheimnis: gut versteckt in einer Kaminattrappe sorgt ein Videobeamer für die vermeintlichen Schatten.

Die Galerie im Taxispalais präsentiert unter dem Titel Anonyme Skulpturen das flüchtige Videobild und seine Präsenz als Skulptur. Die Ausstellung (in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Krefeld) knüpft an eine Schau im Kölnischen Kunstverein an: 1989 tauchte dort in einem Überblick über Videokunst der Begriff Videoskulptur erstmals auf. Im Internetzeitalter arbeiten Künstler wieder vermehrt mit dem Medium Video und vergleichbaren Darstellungsformen. Grund dafür sind nicht zuletzt ausgereifte technische Möglichkeiten wie Softscreens, LCD-Monitore oder Projektionen in Kinoformat.
Die Arbeiten von zehn internationalen Künstlern (Nathalie Djurberg, Matias Faldbakken, Aernout Mik, Tony Oursler u. a.) sind absolut sehenswert. (dns/DER STANDARD, Printausgabe, 20. 4. 2011)