Die Installation verläuft wie gewohnt flink, einen Reboot später ist dann erstmals nicht alles so wie seit Jahren gewohnt: Die richtige Hardware vorausgesetzt, übernimmt Unity nun den Desktop. Bevor auf dessen Funktionsweise näher eingegangen wird, zunächst mal ein paar allgemeine Sätze vorneweg, dies auch um einige oftmals auftauchende Missverständnisse auszuräumen.
Basis
Auch wenn Canonical mit Unity nun eigene Wege beschreitet, bedeutet dies keineswegs, das man sich als Ganzes vom bislang genutzten GNOME verabschiedet. Den Kern von Ubuntu bilden weiterhin eine Fülle von GNOME-Technologien und -Anwendungen, vom File Manager bis zum Mail-Client und zentralen Desktop-Services. Unity ist "lediglich" ein Ersatz für das klassische GNOME Panel, dessen Startmenü und die bisherigen Konzepte zum Anwendungsstart und -management. Insofern hat Unity in etwa jene Rolle inne, die bei GNOME3 die GNOME Shell übernimmt.
Ursachenforschung
Warum sich Ubuntu gegen eine Übernahme von GNOME3 entschieden hat, ist eine in den letzten Monaten ebenso ausführlich wie erhitzt geführte Diskussion. Von Seiten Canonicals heißt es nur, dass man schlicht andere Design-Vorstellungen hege als das restliche GNOME-Projekt. Etwas näher an der Realität ist da wohl schon, dass es der Ubuntu-Hersteller über die Jahre bislang kaum geschafft hat, sich wirklich dauerhaft bei GNOME einzubringen, wessen Schuld auch immer dies sein mag. Die GNOME3-Geschichte ist dafür geradezu symptomatisch, war Canonical doch von Anfang an mit dabei, nur um dann losgelöst von den anderen Beteiligten und zu Teilen auch hinter verschlossenen Türen eigene Entwicklungen voranzutreiben.
Copyright
Ein Knackpunkt ist zudem, dass Canonical für alle selbst initiierten Projekte ein "Copyright Assignment" verlangt, sich so exklusive Rechte - etwa zur Änderung der Lizenz - sichert. Solche Lösungen sind in der GNOME-Welt allerdings äußerst ungern gesehen, "bevorzugen" sie doch einzelne Unternehmen. Egal wer wie viel Code beiträgt, nur wer im Besitz des Copyright Assignments ist, kann z.B. proprietäre Versionen der Software anbieten. Kein Klima, das dazu geeignet ist, ein gleichberechtigtes Zusammenarbeiten zu fördern, wie sich gut am Beispiel von OpenOffice.org zeigen lässt, wo die Rechteübertragung jahrelang für Zwist gesorgt hatte - und schlussendlich auch sein Stück zur Abspaltung von LibreOffice beigetragen hat.