Gabi Waldner, Vize-Chefin "Report".

Foto: ORF/Leitner

Wien - Die erste Anfrage aus dem Publikumsrat ist eingelangt, in Politik und ORF hoben sich Augenbrauen: Kann Gabi Waldner weiter das Politikmagazin "Report" präsentieren, wenn ihr Bruder Staatssekretär im Außenamt ist?

Gabi Waldner sagt, sie wurde am Dienstag "selbst überrascht" von dem Jobwechsel zurück in die Politik. Und sie habe die Frage sofort mit den Vorgesetzten geklärt. Bis hinauf zum ORF-General Alexander Wrabetz, der ja derzeit auch Informationsdirektor ist.

Waldner interviewt ihren Bruder nicht

Die Regel, um allfälligen Konflikten vorzubeugen: Waldner interviewt ihren Bruder nicht, berichtet nicht über ihn oder seine Tätigkeit, und nimmt keinerlei Einfluss, ob und was über ihren Bruder berichtet wird. "Da klinke ich mich völlig aus."

Kann das funktionieren? "Ich bin überzeugt, dass sich das sauber und professionell trennen lässt", sagt Waldner auf STANDARD-Anfrage: "Ich bin so lange im innenpolitischen Geschäft, die Empirie zeigt, dass die Außenpolitik und ein zuständiger Staatssekretär kaum Thema im Report war. Ich bin seit 15 Jahren im Geschäft und schaffe es, auch über die Partei, in der mein Bruder mehr oder weniger stark engagiert war, kritisch und anständig zu berichten. Ich glaube nicht, dass man mir da irgendetwas vorwerfen kann." Nachsatz: "Leute, die von der Parteizugehörigkeit meines Bruders oder eines anderen Familienmitglieds auf meine politische Einstellung schließen wollen, sagen mehr über deren Familie und sich aus, als über mich und meine."

Pröll im Bild

Prominent ins Bild kam im "Report" Erwin Pröll. Der "Report" begleitete, teilweise gespielt und mit dazu gespielten Ö3-Nachrichten, die schwarze Eminenz, um den ÖVP-Chefwechsel aus anderer Perspektive zu zeigen. Den Eindruck der Pröll-Hagiografie weist "Report"-Chef Robert Wiesner zurück: "Das war weder intendiert noch ist es so angekommen." Angefragt habe der "Report" auch andere. Doch wer mit langem Gesicht aus einer Sitzung komme, lasse sich eben weniger gern dabei filmen. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 22.4.2011)