"Wann wird die "gläserne Decke" brüchig?" war das Thema des Business Breakfast bei Ecker & Partner. Im Bild: Nicole Bäck-Knapp (Ecker & Partner, Mitte), flankiert von den Keynote-Speakerinnen Tatjana Oppitz (IBM Österreich, li.) und Brigitte Wolf (ORF, re.).

Foto: Standard/eup.at/keinrath.com

Sie habe etwas zu sagen, deshalb stehe sie auch auf, sagt Tatjana Oppitz; Frauen sollten nicht immer den Fehler machen, sitzen zu bleiben. Oppitz selbst steht - und zwar seit Jänner dieses Jahres - an der Spitze von IBM Österreich.

Ein absolutes Novum; noch nie zuvor hat es hierzulande eine Generaldirektorin beim global agierenden IT-Konzern gegeben. Und die Reaktionen auf ihren Karrieresprung seien interessant gewesen, holt Oppitz aus: "Ich habe ein Gratulationsschreiben bekommen, in dem IBM zu dem mutigen Schritt gratuliert wurde, eine Frau zur Chefin zu machen." Man freue sich, gut Ding brauche eben Weile, war eine andere Meldung, die sie immer wieder zu hören bekam Was nicht zu bestreiten ist, denn Oppitz arbeitet schon 23 Jahre "sehr hart" für IBM.

Zuallererst hat sie den riesigen, Angst einflößenden Schreibtisch ihres Vorgängers aus ihrem Büro eliminiert: "Ich will nicht, dass meine Mitarbeiter vis-à-vis von mir auf niedrigen Stühlen Platz nehmen müssen, wie das früher der Fall war. Ein positives Klima ist mir wichtig."

Quote: Pro und Contra

Frauenförderung zwingend an eine Quotenregelung zu koppeln, das widerstrebt Oppitz allerdings: "Es geht doch vielmehr darum, ein Ökosystem zu schaffen, in dem Frauen Partner finden, die sie unterstützen. Viele Frauen haben die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, aber dann keine Perspektive, eine Führungsposition zu erreichen. Wieso eigentlich?" Sie selbst will - ohne externen Druck - das Gegenteil beweisen und hat vor kurzem zwei Teilzeitkräfte zu Managerinnen gemacht: "Und es funktioniert zur Zufriedenheit aller."

Brigitte Wolf, Landesdirektorin des ORF Wien, teilt die Ansicht von Oppitz nicht. Österreich sei im Verhältnis zu den USA oder den nordeuropäischen Ländern sehr schlecht unterwegs. Ein gutes Beispiel dafür sei ihr eigener Arbeitgeber: "Im ORF gibt es zwar 50 Prozent Frauen, aber bloß elf Prozent weibliche Führungskräfte. Die Geschäftsführung ist männlich, und unter den neun Landesdirektoren bin ich die einzige Frau." Ohne Quotenregelung, davon ist sie überzeugt, würde es für die Frauen nicht nur nicht besser, sondern noch schlechter werden: "Die Macht ist in Männerhand. Keiner von ihnen wird freiwillig bereit sein, Frauen an den Tisch zu lassen. Deshalb bedarf es eines Zwangs von außen."

Ihrer Meinung widerspricht Diana Klein, Leiterin der Kommunikation beim Baukonzern Strabag - im Publikum sitzend - vehement: "Anders als beim ORF ist es in der Baubranche durchaus üblich, dass Frauen im gebärfähigen Alter nicht eingestellt werden. Dennoch bin ich gegen die Quote, weil damit Frauen nur zu Sündenböcken im Unternehmen gemacht werden. Viel besser und subtiler ist es, die Rahmenbedingungen für Frauen zu verbessern."

"Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen, es ist Zeit, dass sie endlich zu Ende geht", antwortet darauf die ehemalige Ministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat, ebenfalls im Publikum: "Quote und Qualifikation schließen einander nicht aus. Im schlimmsten Fall hat einmal eine weniger Kompetente eine Führungsposition inne. Dann wird sie sich nicht halten. Aber bedenken Sie, wie viele unqualifizierte Männer in Toppositionen sind! Wer regt sich über sie auf?"

Sanktionierung gefordert

Brigitte Ruprecht, Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB, ist völlig d'accord mit Rauch-Kallat. Ihr Geduldsfaden scheint längst gerissen: "Wir halten uns schon viel zu lange mit der Diskussion über die Quote auf. Eine derartige Regelung mag nicht schön sein, aber sie ist effizient. Und am besten sollte man Verstöße gleich mit einer Sanktion verknüpfen", sagt sie.

Das Argument, es wäre besser, Unternehmen würden ganz von selbst Frauen Führungsverantwortung übertragen, nervt Ruprecht sichtlich: "Die Forderung nach Freiwilligkeit bringt uns keinen Schritt weiter. Freiwillig hätten Unternehmen nämlich schon seit 80 Jahren Männer durch Frauen nachbesetzen können. Sie haben es aber - wie wir alle sehen - nicht und nicht getan." (Judith Hecht, DER STANDARD, Printausgabe, 23./24./25.4.2011)