Die wirklich wirklichste Wirklichkeit ist das Fernsehen. Und das, wie jede echte Wirklichkeit, auf höchst komplizierte Weise: Nicht nur setzt sie sich, unserem altmodisch flanierenden Auge unsichtbar, aus 50 Halbbildern je Sekunde auf 625 Zeilen zusammen. Darüber hinaus ist die Oberfläche, die die 3000 Halbbilder uns jede Minute liefert, an sich schon ein Produkt sorgfältigster Inszenierung. Zumal in den Nachrichten, der wirklichsten aller wirklichen Wirklichkeiten. Ihr lauert Inge Vavra seit Jahren mit dem Fotoapparat auf, um dem vorbeitreibenden Bildfluss einzelne "Life-Stills" zu entreißen. Vereinzelt und vereist geben die TV-Stillleben manches an verborgener Wahrheit und Komik preis, das für gewöhnlich im Zeitstrom untertaucht. Dreiundsechzig ihrer mittlerweile über viertausend Life-Stills versammelt nun der gleichnamige Band, der, mit einem Essay von Franz Josef Czernin, eben im Wiener TRITON Verlag erschienen ist (€ 24,-). Von kommendem Dienstag an sind die Bilder zudem im Klagenfurter Musil-Haus zu sehen. Vernissage und Lesung Franz Josef Czernins am 20. Mai, um 19.30 Uhr. cia []