Das Batteriepackerl residiert raumsparend unter der Kofferraumabdeckung.

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Mit Panoramadach ergibt sich luftige Glashausatmosphäre, das fordert sommers aber ordentlich die Klimaanlage.

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Über energetische Fluktuationen hält das Display in der Mittelkonsole auf dem Laufenden - nicht neu für ein Hybridfahrzeug, aber immer noch originell.

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Grafik: DER STANDARD

VW baut aus. Die Hybrid-Palette. Massiv. Wurde soeben rund um die Welt ausposaunt. Ist auch nicht schwer, denn bisher ist das einzige Hybridfahrzeug der Marke deren großer, nobler SUV, der Touareg. Der ist vor allem gegen den Lexus RX 450h in Stellung gebracht – und am anderen Ende der Palette, mit dem Jetta Hybrid, greift der deutsche Autogigant ab 2012 in Nordamerika den Toyota Prius an. Der von der Umwelt- und Atomkatastrophe in Japan arg gebeutelte Hybrid-Pionier steht also voll im Visier der Wolfsburger Technik-Scharfschützen.

Da muss VW sich andererseits auch den Vergleich gefallen lassen, und im Falle des Touareg Hybrid sieht der so aus: Schon der erste Versuch von VW in diese, die hybride Richtung, funktioniert erstaunlich gut. Andererseits reichen sich Ottomotor (V6, 333 PS) und Elektrokomponenten noch nicht ganz so souverän die Hände wie im diesbezüglich wunderbar ausgereiften RX 450h. Zu behaupten, es ruckelt, wäre maßlos übertrieben, aber ganz ohne Rückmeldung zum jeweiligen Vortriebsstatus kommt der Touareg nicht aus.

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Was der VW-SUV mit dem von Lexus teilt, ist der Eindruck einer gewissen Schwerfälligkeit, wenn es einmal nicht schnurgradaus geht. Der Japaner kompensiert das mit besonders komfortabler Federkennung (mit dem Effekt mitunter fragwürdigen Kurvenverhaltens), der Deutsche möchte gern auf der strafferen, fahrdynamischen Seite bleiben, kann aber die Zusatzmasse ebenfalls nicht wegleugnen und wirkt deshalb in Kurven mitunter ungewohnt bockig.

Der Grund: Wegen der Nickel-Metallhydrid-Batterie (platzsparend unter der Kofferraumabdeckung verbaut; kostet den Kofferraum gegenüber den "zivilen" Varianten lediglich 87 l Volumen) und dem 46-PS-E-Motor wiegt dieser Touareg 2315 kg (Lexus: 2205), das sind 136 kg mehr als der 3,0 TDI mit 240 PS, der sich deshalb einfach deutlich lockerer um Straßenkrümmungen zirkeln lässt.

Mit besagtem Dieselmodell ist zugleich – zumindest in Europa – der direkteste Konkurrent genannt. In Sachen Effizienz ist der nämlich unschlagbar, auch wenn der Vergleich unfair ist angesichts der unterschiedlichen Leistungsdaten: 380 PS Systemleistung und 580 Nm Gesamtdrehmoment bei 8,2 l/100 km Normverbrauch lauten die entsprechenden Daten beim Hybridmodell, 240 PS/550 Nm und 7,4 l/100 km die für den 3,0 TDI. Im Standard-Testbetrieb ergaben sich die üblichen rund zwei Liter über dem Normwert, beim Diesel eher darunter, beim Hybridmodell eher darüber.

Ein Auto wie eine Hofburg. Ökologisch korrekte Technologie, seriös wie ein Staatsoberhaupt, passt zum Heldenplatz wie Prinz Eugen, der edle Ritter.
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Weil Hybrid, heißt die Domäne Stadt, und da macht's schon Spaß, erstaunte Blicke zu erhaschen, wenn man mit dem Touareg geräuschlos, rein elektrisch, um den Block gefahren kommt, was zwei Kilometer maximal möglich ist. Und im Misch-Rollbetrieb beobachtet man immer wieder aus dem Augenwinkel, wie der Drehzahlmesser runterfällt, der Wagen auf E-Betrieb wechselt, und dann wieder rauf: Otto, übernehmen Sie.

Was den Touareg insgesamt betrifft, so ist immer wieder erstaunlich, was für ein rundum gelungenes Auto dieser alljahrestaugliche Luxuspraktiker ist. Nun endlich auch mit ökokorrekter faustischer Antriebstechnologie: Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/29.04.2011)