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Margit Fischer, Hayrünnisa Gül, der türkische Präsident Abdullah Gül sowie Bundespräsident Heinz Fischer zu Beginn des dreitägigen Staatsbesuches.

Foto: apa/jaeger

Wien - Die Europäische Union brauche die Türkei dringender als umgekehrt, das sagte der türkische Staatspräsident Abdullah Gül bei seinem Staatsbesuch in Österreich, berichtet das Ö1-Morgenjournal am Dienstag. "Man sollte einmal die Frage stellen, ob die österreichischen Firmen den Profit den sie zur Zeit erzielen, auch in Zukunft weiter haben können, wenn sie nicht mit der Türkei zusammenarbeiten", sagte Gül.

Der türkische Staatspräsident und seine Ehefrau Hayrünnisa Gül sind am Montag in Wien von Bundespräsident Heinz Fischer und dessen Frau Margit Fischer mit militärischen Ehren im Inneren Burghof anlässlich eines dreitägigen Staatsbesuches begrüßt worden.

Die Wirtschaft und die Lage der türkisch-stämmigen Einwohner in Österreich stehen im Zentrum der politischen Gespräche. Bereits im Vorfeld des Staatsbesuches sprach sich Fischer für die Fortsetzung der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aus (derStandard.at berichtete).

Obwohl er für Türkei-Beitrittsgespräche sei, könne aber niemand verhehlen, dass diese einen langen und schwierigen Prozess darstellten, sagte Fischer zur türkischen Tageszeitung "Zaman". Beim Beitrittsprozess gehe es auch um die Aufnahmefähigkeit der EU und um Probleme wie den Zypern-Konflikt.

Türken in Wien als Brückenbauer

Gül warb zum Auftakt seines Staatsbesuchs für Visa-Erleichterungen für seine Landsleute und den EU-Beitritt seines Landes. Er beklagte, dass türkische Unternehmer wegen der derzeitigen Visa-Bestimmungen häufig nicht zu Veranstaltungen in die EU reisen und ihre Produkte bei Messen nicht selbst präsentieren könnten. Die Türkei sei das einzige Land, das der Zollunion mit der EU beigetreten, aber nicht in der Union sei.

Zur Integration sage Gül, die in Österreich lebenden türkischen Einwohner könnten eine Brückenfunktion erfüllen. Sie müssten aber beide Sprachen akzentfrei beherrschen und auch entsprechende Möglichkeiten dazu erhalten.

Gül: Bin Ladens Tod als Lektion für jedermann

Vor seinem Abflug nach Wien hatte Gül auf dem Flughafen in Ankara den Tod von Terroristenführer Osama Bin Laden begrüßt. "Die Entwicklung zeigt, dass Terroristen und Führer von Terrororganisationen in den Händen von Sicherheitskräften enden werden - tot oder lebendig." Der Tod des weltweit gefährlichsten Terroristen werde eine Lektion für jedermann sein, fügte er hinzu.

Gül wird im Laufe des Tages noch mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) im Parlament zusammentreffen.

FPÖ-Boykott

Die FPÖ heiße den türkischen Staatspräsidenten Gül bei seinem Staatsbesuch in Österreich nicht willkommen, erklärte Parteichef Heinz-Christian Strache, wofür er am Montag eigens eine Pressekonferenz einberief. FPÖ-Politiker wollen Gül bei dieser Gelegenheit einen Protestbrief gegen den derzeitigen türkischen Botschafter, Ecvet Tezcan, wegen dessen Aussagen über die österreichische Integrationspolitik überreichen. Sie werden auch demonstrativ nicht am Staatsbankett am Montagabend teilnehmen.

Weiters ist ein Besuch im Wiener Rathaus bei Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) geplant, wo sich Gül in das Goldene Buch der Stadt Wien eintragen wird.

Neben den offiziellen Terminen, die Gül in Wien und Salzburg wahrnehmen wird, sind auch Treffen mit Vertretern der türkischen Gemeinschaft vorgesehen. Türkische Beobachter werteten es gegenüber der APA als bedeutend, dass sich Gül zu einem drei Tage dauernden Besuch in Österreich aufhält. (APA)