Davy Vanham vertieft sich in Konsummuster.

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Es war ganz einfach sein Interesse daran, wie Ökosysteme funktionieren, das Davy Vanham zum Studium der angewandten Agrar- und Umweltwissenschaften motiviert hat, und nicht etwa die Studie Die Grenzen des Wachstums, die 1972 im Auftrag des Club of Rome erschien. Heute untermauert Vanhams Forschung an der Uni Innsbruck die These vom Planeten mit begrenzten Ressourcen, den heute und künftig lebende Menschen mit der restlichen Lebenswelt teilen müssen.

Studiert hat der Belgier in Leuven, Antwerpen und Brüssel, spezialisiert hat er sich im Rahmen des Interuniversitary Programme in Water Resources Engineering (IUPWARE). Die sinnvolle Verknüpfung von Nutzungsdaten mit Geo-Informationen hat er bereits in Ecuador, Südafrika und Südindien eingesetzt. Nun hat er seine Dissertation über das "Wasserschloss Alpen" und die Auswirkungen einer Klimaerwärmung auf die Einzugsgebiete von Rhein, Po, Donau und Rhône abgeschlossen.

Begehungen in der Natur sind (leider) kaum noch nötig, denn 90 Prozent der Arbeit passieren am Rechner. "Der Alpenraum ist der bestdokumentierte Gebirgszug weltweit, und Österreich als Gebirgsregion mit dünner Besiedlung in einer Luxussituation", weiß Vanham. Sehr wohl nötig ist eine gesamtheitliche Betrachtung von Wasser als Ressource mit den Aspekten Verfügbarkeit, Bedarf, Gleichgewicht, Infrastruktur, Sicherheit und Knappheit.

Seine Forschung im Arbeitsbereich Umwelttechnik finanziert er seit 2008 über Drittmittel und hält sich so "über Wasser". Bis zur Entscheidung über ein Folgeprojekt beschäftigt sich der 36-jährige Forscher für das Lebensministerium mit dem Wasserfußabdruck Österreichs. Bisher gibt es nur grobe Zahlen. Davy Vanham vertieft sich in die Details und rechnet Mittelwerte heraus, die eng mit alltäglichen Konsummustern verknüpft sind.

130 Liter pro Kopf und Tag verbrauchen Herr und Frau Österreicher im Schnitt zum Trinken, Kochen, Waschen etc. Im Wasserreich Österreich können wir uns das leisten. Das sichtbare Wasser macht aber nur ein Dreißigstel des Gesamtverbrauchs aus. Der Rest fällt als "virtuelles Wasser" bereits im Produktionsprozess diverser Güter an. Demnach steigt gemeinsam mit diesem unsichtbaren Anteil der Schnitt auf 4400 Liter pro Kopf und Tag, wovon 63 Prozent im Ausland produziert werden. Unterm Strich importiert Österreich also Wasser. Bereitgestellt wird es oft in wasserarmen Regionen etwa für Gemüse aus Südspanien, Baumwolle aus Indien oder Reis aus Pakistan.

Sogar heimisches Rindsschnitzel ist ein sehr wasserintensives Lebensmittel. Die Sojabohnen für Futtermittel stammen meist aus Monokulturen in Brasilien, für die der Regenwald weichen muss. Entsprechend wichtig ist es dem Wissenschafter, seine Ergebnisse nicht nur über Fachjournale einem kleinen Kreis zugänglich zu machen. Mit verständlichen Informationen will er alle Wasserkonsumenten erreichen. Die Fotos für anschauliche Publikationen macht er gern selbst - aus der Luft mithilfe von Drachen.

Als Vegetarier braucht er sich über 5000 bis 20.000 Liter Wasser, die pro Kilogramm Fleisch benötigt werden, keine Gedanken mehr machen. Längerfristig zieht es ihn wieder nach Asien - nicht zuletzt wegen der ausgefeilten vegetarischen Küche. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 04.05.2011)