Mélik Ohanians in Genf geplantes Mahnmal zur Erinnerung an den Genozid in Armenien.

Foto: Mélik Ohanian

Genf - Der Streit um die politische Anerkennung des Völkermords an den Armeniern hatte immer wieder zu politischen Verstimmungen mit der Türkei geführt. Nun gehen in der Schweiz die Wogen hoch, seit der Sänger Charles Aznavour Ende März in seiner Funktion als armenischer Sonderbotschafter ein Mahnmal zur Erinnerung an das Massaker an 1,5 Millionen Armeniern durch die Türken vorstellte.

Die türkische Regierung protestierte heftig dagegen. Auch der Verband der Türken der Romandie versprach seinen Mitgliedern Widerstand, "koste es, was es wolle." Der für das Denkmal zuständige grüne Kulturminister soll, so fordert der Verband, von der türkischen Community abgewählt werden. Die extreme Rechte ist auf der Seite der Türken und gegen das Memorial.

2005 hatte das Genfer Stadtparlament die Verbrechen der Türken an den Armeniern als Völkermord anerkannt und drei Jahre später, im Mai 2008, die Errichtung des Denkmals beschlossen. Aus einem internationalen Wettbewerb war das Projekt des jungen französisch-armenischen Künstlers Mélik Ohanian gewählt worden. "Es klagt kein Land an. Es soll nicht nur an unseren Völkermord erinnern, sondern an alle Genozide", betonte Aznavour. Und einer Schweizer Internetzeitung sagte Aznavour: "Es ist kein Denkmal für die Toten, sondern ein großartiger Ort, fast eine Art Rambla, auf die man hingeht, um seine künftige Braut zu treffen."

Mit neun Laternen der Erinnerung erinnert Ohanian an die Vertreibung und Tötung von 1,5 Millionen Armeniern zwischen 1915 und 1917 durch die Türken. Die Leuchtkörper aus Stahl sollen die Form von Tränen haben, auf den Pfeilern Texte in französischer und armenischer Sprache stehen.

Die Stadt Genf beteiligt sich mit umgerechnet rund 78.000 Euro an den Kosten, die armenische Gemeinschaft bringt 312.000 Euro auf. Im April 2013 sollen die neun Meter hohen Kandelaber, die von New Yorker Straßenlaternen aus den 1920er-Jahren inspiriert sind, in der Nähe der Reformationsmauer errichtet werden. "Post Tenebras Lux", verspricht ihre Inschrift den Sieg des Lichtes über die Finsternis. (Andrea Schurian, DER STANDARD - Printausgabe, 5. Mai 2011)