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Wagte den Ausbruch aus der Welt der Spezialisten und reiste mit einem Klavier nach Ecuador.

Foto: Archiv

 Ein Gespräch über seine Konzertreise an den Amazonas.

Wien - Anstrengend wie anregend kann das Virtuosenleben sein. Übt man gerade nicht, ist man hoffentlich von Konzert zu Konzert unterwegs. Dennoch: Es darf schon irgendwann auch die Frage aufkommen, ob das nun wirklich alles im Leben sei. Solch eine Frage hat sich der aus Kreta stammende griechische Pianist Panos Karan (Jahrgang 1982) gestellt und sie beantwortet - mit einer weiteren, etwas anderen Konzertreise, einer entlang des Amazonas.

"Wir leben in einer spezialisierten Musikwelt. Die Lehrer sind Spezialisten wie auch das Publikum. Und: Meine Generation hat ein hohes Level an Verfeinerung des Spiels erreicht. Ich war nicht unzufrieden, aber ich wollte das Gefühl bekommen, dass da noch mehr ist. Deshalb habe ich ,Keys of Changes' gegründet."

Karans Initiative besteht darin, mit einem portablen Piano Klassik dorthin zu bringen, wo sie wohl gänzlich unbekannt ist. Und im März hat er die erste von drei Reisen entlang des Amazonas unternommen. "Wir waren praktisch jeden Tag an einem anderen Ort. Ein Reiseführer, der Kanufahrer, der auch kochte. Dazu Freunde, die das Ganze dokumentieren. Zumeist waren das kleine Dörfer, manchmal haben wir auch nur für 20 Leute gespielt."

Applaus gab es nicht. Diese Äußerung existiert in jener naturgeprägten Gegend Ecuadors nicht. Die Anwesenheit des Publikums an sich ist das Kompliment. "Gefiel es ihm nicht, ging es einfach weg", so Karan, der auch erzählt, dass die dortigen Bewohner mit der Expansion von Ölfirmen konfrontiert sind, die Land kaufen. "Wo wir nicht angekündigt waren, fragte man uns, ob wir Missionare seien oder von Ölfirmen kämen. Wir sagten: 'Wir spielen Musik. Wenn ihr hören wollt, bleiben wir, wenn nicht, ziehen wir weiter.'"

Karan, der in London studiert hat und dort lebt, glaubt, jenen, die hören wollten, mit seinem Spiel eine neue Erfahrung beschert zu haben. "Für mich aber war das alles sicher lebensverändernd." Ob auch Karans Chopin nun anders klingt, wird man im Konzerthaus (er spielt auch Bach, Debussy und Granados) hören können. Zwei Reisen zu unbekannten Gegenden sind bis 2012 geplant, nach Peru und Brasilien. Der Amazonas ist ja recht lang ...  (Ljubisa Tosic  / DER STANDARD, Printausgabe, 6.5.2011)