Das hätte er sich nicht gedacht, der Conti SportContact5, als er hörte, dass er hinten rechts auf einem Opel Corsa montiert wird. Nie hätte er damit gerechnet, dass er sein Leben damit verbringt, sich krampfhaft in den griffigen Belag des Lausitzringes zu beißen.

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Mit einem Leben im Bummelmodus hätte er kalkuliert - der ewigen Sommerfrische eines Sportreifens, irgendwo zwischen Garagenplatz und Supermarkt. Doch jetzt ist alles so anders. Er schreit verzweifelt, weil er den Grip verliert.

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Dabei soll er sich bitte nicht aufregen. In der Haarnadelkurve, die so grausam rechts weggeht, hat er eh eine Pause. Nach dem harten Anbremsen - runter von etwa 140 auf gerade einmal 30 km/h - und dem Einlenken hebt der Opel Corsa OPC "Nürburgring Edition" hinten kurz das Haxerl, und unser Reifen hat für fast eine Sekunde Ruhe, während die anderen Pneus seine Arbeit mitübernehmen.

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Die Reifen an der Vorderachse, die hätten allen Grund, sich zu beschweren. Sie müssen die Leistung von 210 PS und das maximale Drehmoment von 280 Newtonmeter auf den Boden bringen, und dann auch noch Seitenführungskräfte übertragen. Vor allem wenn das ESP ausgeschaltet ist und die Ambition im Cockpit steigt, geht es dem Profil lautstark an den Kragen. Und die Ambition stimmt, wenn man in diesem Wagen sitzt.

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Opel hat für die Sonderedition "Nürburgring" des OPC noch einmal 18 PS mehr Leistung und 14 Newtonmeter zusätzliches Drehmoment lukriert. Geschafft haben die Rüsselsheimer das, in dem sie dem Turbolader mehr Arbeit geben, den Staudruck in der Abgasanlage reduziert haben, den Corsa jetzt mit 100 Oktan füttern und passend zu diesen Parametern das Motormanagement angepasst haben. Jetzt sprintet der Kleine ganz lässig in unter sieben Sekunden von null auf hundert.

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Der absolute Wahnsinn am Corsa OPC "Nürburgring Edition" liegt aber etwas tiefer - wie der Corsa selbst auch - nämlich an der Vorderachse. Die hat jetzt ein mechanisches Lamellen-Sperrdiffe-renzial bekommen, das einem die Freudentränen literweise in die Augen treibt.

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Genau auf Kurs

Wo andere Fronttriebler schon lange plump am Kurvenscheitel vorbei in Richtung Wiese schieben, zieht der neue Corsa OPC eine messerscharfe Linie und bettelt regelrecht um noch ein wenig mehr Gas. Schickt dann das ESP auf eine Kaffeepause, geht der Blitz erst richtig ab und rutscht kontrolliert über alle vier Räder.

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Mit der Differenzialsperre hat der Corsa OPC "Nürburgring Edition" jetzt die gesamte Konkurrenz, vom Polo GTI bis hin zum Clio RS, in der Tasche.

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Es ist eben die feine und ehrliche Art, das kurveninnere Rad am Durchdrehen zu hindern - was viele Hersteller nun elektronisch zu bewerkstelligen versuchen. Ford Focus RS und Renault Mégane RS haben eine Klasse höher schon vorgemacht, wie faszinierend das Ergebnis ist. Mit dem Corsa hält diese Technik nun auch bei den Kleinen Einzug.

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Um die neuen Kurventempi sauber verarbeiten zu können, hat der Corsa OPC "Nürburgring Edition" ein besseres Fahrwerk bekommen. Es ist straffer und vorn um 20, hinten um 15 Millimeter tiefer. Zusammen mit der geänderten Frontschürze konnte Opel dann auch gleich den Luftwiderstand des Wagens reduzieren.

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Höhere Geschwindigkeiten heißen aber auch, dass man bessere Bremsen braucht. Vorn beißen sich nun je vier Brembo-Kolben in die Scheiben. Die neuen Bremsanlage hat um über zehn Prozent mehr Belag- und Bremsfläche, während gleichzeitig die Bremssättel deutlich leichter wurden. Das daraus resultierende Ergebnis ist zum Windschutzscheibe-Küssen - auch wenn man sich dafür aus den Recaro-Sportsitzen lösen muss.

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Nach fünfzehn Runden am Handlingkurs des Lausitzringes riecht der Corsa etwas streng. Die Gummis rauchen fast, und die Bremsanlage legt olfaktorisch Zeugnis davon ab, dass sie ihr Bestes getan hat. Auch nach einer halben Stunde Schwerstarbeit werkt sie noch mit schöner Präzision und wird nicht schwammig.

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Das heißt, die Bergstraßen in Österreich können sich auf etwas gefasst machen, wenn die ersten Nürburgringer zu uns kommen. Für heuer hat Opel geplant, insgesamt 500 Stück zu fertigen.

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Auffallen werden die Sondermodelle jedenfalls: zum einen wegen der 18-Zöller, zum anderen wegen des Nürburgring-Logos auf der B-Säule, natürlich aufgrund der neuen Front und des Doppelrohr-Auspuffs hinten – bei den Mutigen auch durch die Farbe. Den Corsa OPC "Nürburgring Edition" gibt es nicht nur in Schwarz, sondern auch in Apfelgrün, was dann Grashopper heißt, und im Kupferton Henna. Oder man erkennt ihn am Geruch der Reifen und Bremsen. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/06.05.2011)

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