Gute Nachrichten vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden: Die deutschen Exporte haben im März alle bisherigen Rekorde gebrochen. Die Unternehmen konnten so viele Waren wie nie zuvor ins Ausland verkaufen, wobei der allergrößte Anteil - zwei Drittel - an Länder in Europa geht. Die größten Steigerungen werden Richtung Osteuropa verzeichnet.

Was das mit der Debatte über die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zu tun hat? Direkt nichts, indirekt aber sehr viel. Auf jeden Fall ist es von Zeit zu Zeit ganz günstig, gewisse Grundtatsachen in Erinnerung zu rufen, wenn über Sinn und Unsinn der Europäischen Union gestritten wird - oft in von Populisten aufgeheizter Stimmung. Die Debatte zur möglichen Wiedereinführung von Grenzkontrollen ist dafür ein perfekter Anlass.

Von den Gegnern des liberalen, offenen Europa werden gerne immer nur die negativen Seiten der Entwicklung besonders groß herausgestellt; indem man offene Grenzen zum Beispiel so lange mit der Zunahme von Kriminalität in Zusammenhang bringt, bis man glauben könnte, offene Grenzen seien vor allem was für Kriminelle.

Der viel wichtigere Effekt des grenzenlosen Europa ist freilich ein ganz anderer: Es hat unsere Gesellschaften insgesamt viel Dynamik und Freiheit gebracht - und Wohlstand. Die Deutschen mögen tüchtig sein, "reich" wurden sie im Austausch mit den Partnerländern in der EU. Wollen wir wirklich zurück in die 1980er-Jahre? Nein, danke. (Thomas Mayer, DER STANDARD, Printausgabe, 10.5.2011)