Irschitz ist Computerprofi, aber kein Administrator.

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Wenn Oliver Irschitz heute seinen iPad zur Hand nimmt, muss er schmunzeln. Als Apple den Tablet-Computer im Jänner 2010 präsentierte, war seine vergleichbare Entwicklung bereits acht Jahre alt: 2005 hat er mit dem iFrame in New York architektonische Visionen für den Ground Zero in Szene gesetzt. Und seit 2006 greifen darauf auch Schlaganfallpatienten zurück. Die intuitive Bewegung durch spielerische Anwendungen ist für sie wichtiges Element einer erfolgreichen Therapie. Nur: Eindeutig nachgewiesen ist das in klinischen Studien noch nicht. Aber immerhin teilt er sich dieses Defizit ja mit Apple, das mit dem iPad nun auch autistischen Kindern helfen will.

Der gebürtige Tiroler erzählt von seinem Leben in der Parallelwelt. Dort hat zwar er die Mensch-Maschine-Schnittstelle immer früh neu definiert, aber die Konzerne fuhren später den wirtschaftlichen Erfolg damit ein: "Das ist nicht schlimm, es gab mir recht in meiner Arbeit. Das ist die Art, wie man mit Maschinen heute umgehen soll. Mir ist einfach irgendwann der Atem ausgegangen beim Verhandeln mit Firmen, die hunderttausendmal größer sind als ich", meint Irschitz.

Einen langen Atem benötigte er auch für die Anerkennung seiner Arbeit in Österreich. So erhielt er zwar bereits 2001 den Adolf-Loos-Staatspreis für Design, aber danach war zu Hause lange Pause. 2003 ist seine transportable Röhre iTube, die sich ideal für multimediale Präsentationen auf Messen eignet, sogar vom Time Magazine für die "Erfindung des Jahres" nominiert worden. Allerdings erhielt die Auszeichnung dann - wie könnte es anders sein - Apple für den iTunes Music Store.

Im März 2011 bekam er schließlich auch den Staatspreis Multimedia, der vom Wirtschaftsministerium vergeben wird, für sein Multimediakonzept auf der Weltausstellung in Schanghai, wo er ein "Österreich zum Angreifen" installierte. Seither fühlt sich Irschitz hier wieder ein bisschen besser wahrgenommen: "Überall anders als in Österreich war es für mich leichter, an Aufträge zu kommen." Dennoch lebt er lieber bewusst von Projekt zu Projekt und will sich überhaupt nicht mit der Administration seiner Ideen beschäftigen müssen, weil er es - wie er sagt - "nie eilig hat".

Dass sich Kontemplation positiv auf seine Arbeit auswirkt - Irschitz ist eigentlich Architekt -, erfuhr er gleich nach seiner HTL-Ausbildung im Hochbau, die er trotz völlig anderer Berufswünsche ("Elektronik und Nachrichtentechnik oder irgendetwas mit Wirtschaft") absolvierte. Noch vor dem Architekturstudium bekam er von den Eltern ein "Around-the-World-Ticket" geschenkt, und genau das machte er dann ein Jahr lang: um die Welt jetten. Seither hat er mit dem Reisen nie aufgehört - weil er am liebsten zurückkommt. So würde er seinen Zweitwohnsitz in der Wachau nie für einen wirtschaftlich besser dotierten Job im Ausland aufgeben. Soziale Kontakte zu pflegen sei ihm wichtig, obwohl sich der bald 39-Jährige als "prinzipiell young, free and single" bezeichnet.

Aktuell arbeitet Irschitz gemeinsam mit der FH Salzburg an der Abtastung ganzer Räume durch ein Microsoft-Produkt. "Mit dem Spiele-Controller Kinect ist ja dasselbe möglich wie mit einem iFrame, aber viel billiger und effizienter. Für meine Arbeit ist es letztlich besser, dieses Zeug einfach zuzukaufen", glaubt Irschitz. (Sascha Aumüller/DER STANDARD, Printausgabe, 11.05.2011)