Nach dem Stiftungsrat am Donnerstag und dem Gerichtstermin am Freitag hat steht ORF-Chef Alexander Wrabetz (und Radiodirektor Karl Amon) schon der nächste bedingt erfreuliche Termin ins Haus. Hörfunk- und ORF-Betriebsratschef Gerhard Moser lud ihn zur Betriebsversammlung ins Funkhaus. Um die Argentinierstraße geht es dort dann auch gleich.

"Der Unmut auf dem Küniglberg gegen eine etwaige Absiedlung ist groß, wir im Funkhaus sollten jetzt auch unseren deutlich äußern - gegen eine Aufgabe dieser historischen und höchst zweckmäßigen Institution!", schreibt Moser in der Einladung zur Betriebsversammlung. Bisheriger Stand im Management zum Thema: Der ORF soll entweder an einem neuen Standort wie St. Marx oder eben auf dem sanierten Küniglberg zusammengeführt werden. Widerstand im Funkhaus gegen einen neuen Standort ist aber nur ein Thema in einer längeren Liste.

„Personalengpässe in allen Abteilungen" des ORF-Radios stehen noch auf Mosers Tagesordnung, zudem „größere Umstrukturierung bei Ö3" und das für Juni geplante neue Ö1-Sendeschema.

Moser grundsätzlicher: "Während in den obersten Chefetagen und in diversen (Parteien)-Hinterzimmern rege Aktivitäten und Intrigen im Vorfeld der Wahl eines neuen Generaldirektors stattfinden bzw. betrieben werden, herrscht in weiten Teilen des Unternehmens strategischer Stillstand. Nötige Entscheidungen, wie Strukturreformen und weiterreichende Personalplanungen, werden hinausgeschoben, stattdessen - und auch das ist ein Merkmal ungleichzeitiger Prozesse - finden in einzelnen Bereichen teils überhastete Aktivitäten statt. Programmreformen und Re-Reformen zum Beispiel, bei denen entweder gar nicht oder erst zuletzt an die nötigen Personalkapazitäten und Budgets gedacht wird."

Dass nach seinen Angaben 14 Prozent des Personals binnen drei Jahren abgebaut und nicht nachbesetzt wurden, beschreibt Moser als "eklatante Auswüchse eines sogenannten Sparkurses". Der müsse ob der gemeldeten, wieder schwarzen Zahlen, ein Ende haben. Der Betriebsratschef fordert einen "Turnaround" auch in der Personalpolitik: "Es muss wieder Nachbesetzungen und vor allem fixe Anstellungen befristet oder prekär Beschäftigter (also langjähriger Karenzvertretungen und Freie Mitarbeiter) geben; es kann nicht sein, dass Aufrückungen in Verwendungsgruppen tabu sind, ebenso wie Aufstockungen von Teilzeitkräften. Vor allem müssen endlich wieder die Unternehmensbeiträge in die Pensionskasse einbezahlt werden! (Ich will nicht von ,Pensionsraub' sprechen, das ist ein eher älterer Wahlkampfschlager, aber bald riecht es zumindest danach). Und auch die Honorare der sogenannten Freien Mitarbeiter sind in einigen Positionen merklich zu erhöhen." (fid, DER STANDARD, Printausgabe 12.5.2011, online ergänzt)