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Wahlen in der islamischen Glaubensgemeinschaft - die Wahlbeteiligung ist gering.

Foto: APA/Oczeret

Wien - Österreichs Muslime wollen mehr Gehör. Anstoß für ein neues Selbstbewusstsein könnten die Wahlen in der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) sein, die am Sonntag in Wien zu Ende gingen. Von großem Andrang konnte man vormittags in der Moschee beim Hubertusdamm in Wien-Floridsdorf zwar noch nicht sprechen. Jene, die trotz Regen und Kälte gekommen waren, wussten jedoch genau, was sie sich von einer neuen Vertretung erhoffen: Veränderung.

Schlechtes Wetter an Wahlsonntagen ist eigentlich Garant für eine hohe Wahlbeteiligung. "Bei den Muslimen ist das anders", so Omar Al-Rawi, Vorsitzender des Wahlkomitees und in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich beansprucht. Seit Ende vergangenen Jahres wählen die registrierten Muslime in den Bundesländern staffelweise ihre Delegierten in sogenannte Gemeindeversammlungen. Am 26. Juni wird nach einem komplizierten Modus der neue Präsident und damit der Nachfolger von Anas Schakfeh feststehen.

In der Floridsdorfer Moschee, eines von nur wenigen Gebetshäusern mit Minarett in Österreich, hat die Initiative Muslimischer Österreicherinnen und Österreicher ihr Wahllokal eingerichtet. An sich, so Al-Rawi, wollte man noch einen "kleinen Kirchtag" vor dem Haus veranstalten, um so die Muslime zur Wahl zu locken. Aufgrund des Regens ist nichts daraus geworden. Allerdings: Selbstgebackener Kuchen neben der Urne sorgt für Stimmung, wie in einem Pfarrkaffee irgendwo im ländlich-katholischen Österreich.

Wählermobilisierung per SMS

Leicht dürfte es nicht gewesen sein, die Muslime zur Wahl zu locken. Hatte die IGGiÖ anfangs noch Schwierigkeiten, überhaupt genügend Registrierungen zusammenzubekommen (in der Steiermark wurde die Wahl etwa verschoben), musste am Sonntag noch einmal mobilisiert werden. Sulim aus Russland erhielt etwa am Sonntag per SMS die "Einladung", wie er der APA erzählt. Als Wahlergebnis wünscht er sich eine "etwas bessere Zusammenarbeit" der heimischen Politik mit den Muslimen. Mit Noch-Präsident Schakfeh ist er aber "sehr zufrieden".

Viele Muslime, die am Sonntag zu den Urnen gehen, erwarten sich auch eine Image-Politur. "Ich möchte, dass die Leute, die uns vertreten, demokratisch legitimiert sind", meint etwa der 16-jährige Yasim, einer von vielen Jungwählern. Der neue Präsident muss zudem eine Person sein, "die uns gut vertritt und verteidigt, wenn wir öffentlich angegriffen werden". Sundos, ebenfalls Jungwählerin, ist es vor allem wichtig, dass sich Österreichs Muslime weiter registrieren lassen und aktiv werden.

Mehr Mitbestimmung

Im Gegensatz zu anderen Vereinen, wo sich meist Muslime bestimmter ethnischer Herkunft organisieren, bietet die Initiative Muslimischer Österreicherinnen und Österreicher ein bunteres Bild. Karola Khan etwa trägt Kopftuch und spricht mit stark deutschem Akzent: "Ich erwarte mir Veränderung in der Glaubensgemeinschaft - und zwar von oben nach unten", meint sie zur Wahl. Nämlich "richtige Mitbestimmung".

Die größte Veränderung wird es nach der Wahl allerdings an der Spitze der IGGiÖ geben: Schon jetzt ist klar, dass die türkischstämmigen Muslime unter den rund 10.000 Wahlberechtigten in Wien am stärksten vertreten sein werden. Und diese wählen nicht in der repräsentativen Moschee samt Minarett in Floridsdorf, sondern in unscheinbaren Vereinslokalen. (APA)