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So beschaulich geht es bei der Freiwilligenarbeit im Stall nicht immer zu. Arbeit im Urlaub heißt richtig anpacken.

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Ein Job auf der Farm ist Knochenarbeit: um vier Uhr aufstehen, zweimal täglich melken, Herden treiben, Schafe zählen.

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Informationen:

Der Blog von Fabian Schneider

Hilfreich bei der Jobsuche:
www.backpackerboard.co.nz
www.trademe.co.nz
www.travelworks.at

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Work and Travel Neuseeland

Wwoof Neuseeland

Um als Wwoofer auf einer der 600 Farmen in Neuseeland arbeiten zu können, muss man Mitglied bei der Wwoof-Organisation werden. Der Beitrag für Neuseeland beträgt 35 Euro im Jahr. Wwoof steht für Willing Worker on Organic Farms.

Infos zum Wwoofen in aller Welt: www.wwoof.org/independents.asp

Grafik: DER STANDARD

12.000 Fasane, 2000 Schafe, fast 400 Kühe auf einer Fläche von rund 2000 Morgen. Idyllisch gelegen, zwischen grünen Hügeln, braunen Feldern, einem dichten Regenwald, begrenzt von einem Fluss und aufsteigenden Felswänden. Das ist die Arbeitsstelle von Fabian Schneider, der einen anstrengenden Tag hinter sich hat. Die Jagdsaison wurde eröffnet. Der Hamburger arbeitet auf der Rathmoy-Farm, die rund 50 Autominuten entfernt nördlich der neuseeländischen Stadt Palmerston North im Distrikt Rangitikei iegt - 18500 Kilometer von seiner Heimat entfernt.

Der 20-Jährige treibt dort die Herden auseinander und zusammen, flickt Zäune, hilft beim Ablauf der Jagd, die die Farm Jagdtouristen anbietet, verabreicht Schafen Wurmkuren, räumt das Gästehaus auf oder baut schon mal einen Zeltplatz auf dem Farmgelände. "All die Arbeiten halt, die so auf einer Farm anfallen", sagt Schneider. Es sind seine letzten Tage auf der Farm, die auf der Nordinsel des südpazifischen Inselstaates gelegen ist. "Ich will noch mein Auto in Auckland verkaufen. Dann fliege ich nach Australien und später nach China." Warum er sich ausgerechnet einen Job auf einer Farm gesucht hat? Schneider überlegt nicht lange. "Ganz einfach. Ich wollte etwas machen, das ich in meinem späteren Leben nie mehr machen würde. Zudem wollte ich beim Reisen eine gewisse Freiheit genießen. Eine Freiheit, die man als Au-pair beispielsweise nicht hat."

Nach der Matura und der Ausmusterung vom Wehrdienst wollte Schneider nicht sofort sein Studium beginnen, sondern reisen, ein Jahr lang. "Wenn man erstmal studiert hat", sagt er, "kommt gleich die Arbeit, dann womöglich Familie. Dann reist man wohl kaum noch so lange." Er entschied sich, am Work-and- Travel-Programm teilzunehmen, das es unter 30-Jährigen ermöglicht, sich das Reisen in Kanada, Australien oder eben in Neuseeland ein Jahr lang mit kurzfristigen Jobs zu finanzieren. Im September 2010 landete er in der Nordinsel-Metropole Auckland, kaufte ein Auto und reiste zunächst einen Monat durch Neuseeland, bevor er eben in Rathmoy seinen ersten Farmjob fand. "Bei meiner Ankunft", erzählt Schneider, "gab es kaum Jobs. Ich hatte erst auf Obstplantagen gesucht und beschloss, erstmal zu reisen." Jobanzeigen gibt es in Hostels, auf einschlägigen Internetseiten wie beispielsweise trademe.co.nz. Schneider fand schließlich eine Anzeige auf der Internetseite backpackerboard.co.nz, auf der Jobs für Reisende und Backpacker ausgeschrieben werden.

"Marc, mein heutiger Boss, fragte, ob ich einen Hammer und einen Kettensäge bedienen könne." Das konnte der Pfadfinder. Anders als beim so genannten Wwoofen, wo man als Reisender lediglich gegen Kost und Logis bei einer täglichen Arbeitszeit von vier bis sechs Stunden auf kleinen Öko-Farmen und Bio-Betrieben arbeitet, erhält Schneider zumindest einen kleinen Lohn. "Ich bekomme 300 Dollar die Woche, als Taschengeld. Und natürlich Unterkunft und Essen." In Rathmoy blieb Schneider zunächst neun Wochen, arbeitete wochentags, lernte von seinem Boss das Tontaubenschießen und erkundete am Wochenende die Umgebung. Dann zog er weiter, auf die Südinsel Neuseelands, die er ausgiebig bereiste. An der rauen Westküste, 30 Kilometer nördlich vom Franz-Josef-Gletscher, fand er seinen zweiten Farmjob auf einer Milchfarm mit 1200 Kühen.

"Das war ein richtiger Knochenjob", erzählt Schneider. "Um vier Uhr aufstehen, Kühe melken, zweimal täglich, Herden treiben. Bei Feierabend um 18.30 Uhr essen, fernschauen und dann tot ins Bett fallen." Drei Monate hat er dort gearbeitet. Bei einem Lohn von 13,50 NZ-Dollar netto die Stunde, zuzüglich einem Urlaubsgeld. "Die Farmer suchen vor allem Leute, die längere Zeit bleiben, weil sie die Leute ja auch für die speziellen Jobs einarbeiten müssen. Beim Wwoofen kann man auch weniger Zeit auf einer Farm verbringen." Allerdings sei so ein Farmjob nicht für jeden was. "Es braucht eine Zeit, bis man das Melken gelernt und sich an die harten Tage gewöhnt hat." Viele Reisende, so Schneider, hätten den Job nach zwei, drei Wochen bereits aufgegeben. Und ganz ungefährlich sei der Job mit den Rindern auch nicht gewesen. Schneider lacht. "Einmal bin ich von einem Zuchtbullen auf die Hörner genommen worden. Der hat mich dann über einen Zaun geschleudert. Ich bin Gott sei Dank mit dem Schrecken davongekommen." Später ist Schneider dann nach Rathmoy zurückgekehrt.

Zwei Vorteile, sagt er, sehe er bei dieser Art des Reisens. "Einmal natürlich das Geld, das es einem ermöglicht weiterzureisen. Außerdem wird man ja schon mal reisemüde, wenn man ständig unterwegs ist, sich jeden Tag eine neue Bleibe suchen muss und stetig andere Reisende trifft, die nur über das Reisen reden." Die Arbeit ermögliche es, längere Zeit an einem Ort zu bleiben, Land und Menschen im Arbeitsalltag kennenzulernen und neue Kraft und Lust für das Reisen zu sammeln. (Ingo Petz/DER STANDARD/Rondo/20.05.2011)