Geringe Akzeptanz von Auszeiten.

Foto: Hernstein Report

Bildungskarenz am ehesten vorstellbar.

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Wien - Die viel zitierte Work-Life-Balance ist in den Führungsetagen noch keine gelebte Realität. Karriere geht vor. Zwei Drittel der Manager geben im aktuellen Hernstein Management Report an, dass in ihrem Unternehmen Führungskräfte einen Karriereschritt zugunsten einer ausgeglichenen Work-Life-Balance noch nie abgelehnt haben.

Job- Prestige- und Einkommensverlust

"Das Ergebnis an und für sich überrascht nicht. Menschen in Führungsposition sind Karriere orientiert und möchten in Unternehmen etwas bewegen und weiterentwickeln. Teilweise wird auch die Angst vor Job- Prestige- und Einkommensverlust eine Rolle spielen. Auf der anderen Seite ist es gerade für Führungskräfte wichtig, auf das innere Gleichgewicht zu achten. Nicht zuletzt deshalb, weil man ja seine nachhaltige Leistungsfähigkeit sichern muss. Und da sind Pausen auch für hoch belastete Top-Manager sinnvoll", ist Hernstein Institutsleiterin Katharina Lichtmannegger überzeugt.

Obwohl zwei Drittel der Großunternehmen Auszeit grundsätzlich als Möglichkeit anbieten, geben nur 7 Prozent aller befragten Führungskräfte an, dass Auszeit im eigenen Unternehmen auch anerkannt ist. In 27 % der Großunternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz gibt es die Möglichkeit eines Sabbaticals gar nicht.

Größe hat einen Einfluss

Die Firmengröße jedenfalls hat einen starken Einfluss darauf, ob Auszeiten in Unternehmen denkbar sind oder nicht. In mehr als einem Drittel der "kleineren Unternehmen" (100 bis 249 Mitarbeiter) gibt es diese Perspektive gar nicht.

Auch der Wunsch der befragten Führungskräfte nach einer Auszeit ist nicht sehr ausgeprägt. Zwei Drittel kann sich ein Sabbatical gar nicht vorstellen, für ein Viertel ist eine Auszeit prinzipiell denkbar. Lediglich 8% aller Führungskräfte von Großunternehmen geben an, dass eine Auszeit derzeit für sie persönlich ein Thema ist. Am ehesten sind Schweizer Führungskräfte einer Auszeit zugeneigt, die österreichischen Manager lehnen diese am häufigsten ab.

Stress als Teil des Alttags

"Das hängt wahrscheinlich auch stark mit dem Selbstbild des hart, lang arbeitenden und mit wenig Freizeit ausgestatteten Managers zusammen. Stress gehört zum Alltag. Aber man vergisst dabei, dass sich die Zeiten geändert haben. Die Geschäftswelt dreht sich schneller. Aufgabenvielfalt, Arbeitsdichte und zeitliche Verfügbarkeit haben sich enorm verändert", so Katharina Lichtmannegger.

Die wenigen in den Führungsetagen, für die eine Auszeit denkbar ist, geben als Gründe vor allem den Wunsch nach mehr Zeit für Familie und Hobbies an. An zweiter Stelle wird die Weiterbildung genannt.

Bildungskarenz am ehesten

Am meisten favorisiert wird von den befragten Führungskräften die Idee einer Bildungskarenz (31% in Österreich und Deutschland, 26% in der Schweiz), aber auch Teilzeitarbeit ist für 19 % denkbar, in Österreich sogar für ein Viertel der Manager. Die Viertage-Woche fällt bei deutschen Führungskräften durch, findet jedoch Anklang in Österreich und der Schweiz.

Der Hernstein Management Report ist eine jährlich durchgeführte Studie zu aktuellen Leadership- und Managementtrends. Die Abwicklung und Auswertung der Studie erfolgt durch OGM Österreichische Gesellschaft für Marketing, Wien. Befragt wurden insgesamt 302 Führungskräfte von Großbetrieben aus Österreich, Deutschland und der Schweiz (ab 100 Beschäftigten). Pro Land fand jeweils ein Drittel der Interviews statt. (red, derStandard.at)