Foto: Anantara

Die Fluglinie Condor fliegt jeweils mittwochs und samstags von Frankfurt nach Male. Packages für einen Aufenthalt in den Anantara Kihavah Villas schnürt der Reiseveranstalter Strohbeck.

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Unterkunft: Anantara

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Gelandet im türkis-blauen Traum. Es ist tropisch, sonnig, hell und strahlend. "Hier gehört der glitzernde Ozean ihnen" steht im Prospekt, und genau das ist auch das Gefühl, im privaten Süßwasserpool sitzend und das Becken mit dem Meer verschwimmen sehend. Die Reise in die neuen Kihavah Villas war lang. Im Baa-Atoll im Nordwesten der Malediven hat die thailändische Anantara-Hotelgruppe ein Eiland gepachtet und eine FünfSterne-Traumwelt aus dem heißen, tropischen Sand gestampft. Es liegt 40 Flugminuten von Male entfernt. Wer hin will, nimmt ein Wasserflugzeug der Trans Maldivian Airways. Der Pilot trägt Uniform, aber keine Schuhe, und die beiden Liebespaare aus Russland, die mit an Bord sind, fürchten sich ein klein wenig, als die Kufen über die Wellen rasen und der Pilot den Steuerknüppel mit seiner ganzen Kraft nach hinten drückt. Zehn Minuten später ist alles vergessen: Wie Augen liegen die Eilande im Wasser, die Luxusinseln erkennt man von oben am kleinen Schwänzchen, so sehen die Pfahlbauten von oben aus, die an Stegen ins Meer gebaut sind und typisch für einen Urlaub hier sind.

Auch in Kihavah Island gibt es diese Hütten über dem Ozean. Mit Golfwägelchen geht's vom Bootanlegesteg durch den kleinen Mangrovenwald zu den Luxushütten. Aneel ist der Butler und wird sämtliche Wünsche erfüllen. Nur welche eigentlich?

In den kolonial eingerichteten Hütten hat es dank Aircondition kühle 22 Grad, draußen glitzert die Wasserwelt aus Meer und gekühltem Pool. Im Badezimmer steht eine Chaiselongue vor der Riesenbadewanne, der Wannenboden ist gläsern, man kann unten Rochen vorbeischwimmen sehen. Eine ganz ähnliches Sichtfenster nach unten gibt es auch am Klo. Die Wasserspiele komplettiert eine wasserfallähnliche Außendusche: Hier werden noch Shampoo-Werbungen gedreht werden. Im Kühlschrank liegen verschiedene Champagner um ein paar Hundert Dollar. "Privacy für unsere Gäste zu schaffen war ein ganz zentrales Anliegen", sagt Manager Etienne de Villiers aus Südafrika und zwinkert verheißungsvoll. Und es stimmt: Alle, die hier herumlaufen, sind ausschließlich Paare. Hochzeitsreisen, vielleicht auch einige Silberhochzeiten, unter Umständen auch einige Versöhnungsversuche. Wen kümmert's, und wozu eigentlich Privacy, wenn man ohnehin allein da ist? Also zieht man sich erst einmal splitternackt aus, um die Abschirmung von der Welt auszunutzen. Wer sich ein bisschen umsieht, merkt schnell: Diese Pfahlbauten sind rein für die Paarung konzipiert. Wozu gibt es sonst eine Riesenbadewanne und ein Sofa im Bad? Auch Nacktsein im kühlen Pool stimuliert Sexfantasien, und wer sich ins Bett fallenlässt, der verliert sich in Decken und Kissen - und gut, dass es einen Riesenspiegel gibt, auf dem man sich selbst dann auch wiederfindet. Die gute Nachricht: Ja, es gibt sie wirklich, die Traumwelt aus Türkis und Blau. Die schlechte: Ohne Partner macht das hier alles wenig Sinn.

Aber gut, egal: Wer allein da ist, hat Zeit. Zum Beispiel für einen Malkurs (warum nicht?) oder für eine Korallentransplantation. Die Meeresbiologin Michelle aus Australien erklärt, dass die Korallen in einem harten Verdrängungswettbewerb zueinander stehen, sie deshalb also ein paar "Unterlegene" rettet, um sie an Eisengerüste zu binden und im Becken zwischen den Pfahlbauten zu versenken. Das Ziel: Eines Tages soll es hier ein Riesen-A aus Korallen geben. A für Anantara natürlich. Leider wachsen Korallen aber nur 15 Zentimeter pro Jahr.

Eine andere Möglichkeit: eine Tour mit dem schicken, weißen Motorboot zu den Delfinen. Diese wollen auch die Liebespaare aus Russland, Korea und Frankreich sehen. Noch trunken von der Nacht, werfen sie einander verliebte Blicke zu, einer Frischvermählten wird vom Wellengang schlecht, ihr Mann umsorgt sie rührend zusammen mit der Crew: kaltes Wasser, eiskaltes Tuch, dann geht es schon wieder. Dass sich die Delfine nicht blicken lassen, scheint allen hier an Bord dann auch egal zu sein. Am foliierten Info-Sheet lesen Interessierte, dass sich die Meeressäuger nicht nur zur Fortpflanzung paaren, sondern oft ein- fach auch einmal so, zum Spaß. Beim anschließenden Besuch im Insel-Shop werden neben Schlüsselanhängern aus Muscheln und weißen Tunikas übrigens auch Kamasutra-Sets angeboten - und Schokolade für Liebesspiele.

Apropos Essen: Daran wollen es die Gastgeber hier wirklich an nichts fehlen lassen. Asiatisch, italienisch, französisch - aufregend serviert in Salzschalen oder "no news, no shoes"-mäßig am Strand. Spektakulär vor allem für Nichttaucher ist das Unterwasserrestaurant, in dem auf Augenhöhe mit Fischen getafelt wird. Keine einzige Koralle, das verspricht Manager de Villiers, wurde für diese verspiegelte U-Boot-Konstruktion zerstört. Die Fischschwärme draußen haben es eilig, drinnen wird französischer Käse serviert. Ach ja, nur hier bei Anantara Kihavah gibt es auch den längsten Süßwasserpool der Malediven: 49,7 Meter.

Wer abends nach neun Uhr dort noch einen Drink an der Bar will, sitzt allerdings mutterseelenallein da. "Die meisten unserer Gäste genießen ihre Villen", sagt der Manager. Vielleicht könnte eine Massage ein kleiner Trost sein? Endlich eine Form von Körperlichkeit. Ao heißt die Masseuse, sie hat starke Hände, normalerweise arbeitet sie aber zu zweit in ihrem Behandlungsraum über dem Ozean, der ein bisschen wie ein Vogelhaus aussieht. Partnermassage sei nämlich eigentlich die große Spezialität hier. "Ao, beim nächsten Urlaub vielleicht."

Am letzten Tag flieht man vor der persönlichen Einsamkeit zu einem Ausflug auf die Nachbarinsel, wo die echten Einheimischen wohnen. Die Frauen hier sind verschleiert, die Hütten nicht mit Schilf, sondern Wellblech gedeckt. Auf dieser Insel gibt es viele Mücken, die besonders Touristen mögen, und am weißen, schmalen Strand strecken hunderte Riesenkrabben ihre Köpfe aus dem Sand. Baden geht hier keiner, und Trinkwasser ist knapp. Dann geht's doch gerne wieder zurück in die weiß-türkise Traumwelt und ins Liebesnest. Dort, wo die Malediven eine Kulisse sind. Diese funktioniert ausschließlich und unbedingt nur zu zweit und verliebt, alles andere ist blauäugig. (Karin Pollack/DER STANDARD/Rondo/19.05.2011)