Wohnbauförderung und Wohnbeihilfen sind Teil der reichhaltigen Transferzahlungen des österreichischen Sozialsystems. Doch wie der Ökonom Franz Prettenthaler vom Grazer Joanneum, der den Anstoß zur Einführung der Transparenzdatenbank gegeben hat, sagt, weiß niemand genau, wer aus welchen Quellen wie viel erhält. Und angesichts der unklaren Zukunft der Datenbank drohe das auch in Zukunft ein Rätsel zu bleiben.

Festgestellt hat Prettenthaler jedenfalls eine steile Progression, die sich durch den Wegfall der Transferleistungen bei höherem Einkommen ergibt. "Eine Familie mit 1400 Bruttoeinkommen hat einen Grenzsteuersatz von bis zu 390 Prozent. Sie verliert 290 Euro bei 100 Euro Lohnerhöhung." Prettenthaler ortet auch einen Fertilitätsrückgang bei steigendem Einkommen - von 1,72 Kindern im untersten Viertel auf 1,57 Kinder im obersten. Erst bei den höchsten acht Prozent steigt die Geburtenrate wieder.

"Die Verweigerung der Mittelschicht, Kinder zu bekommen, hat auch mit der Wohnbauförderung zu tun", sagt Prettenthaler. Diese biete zu wenige Anreize fürs Kinderkriegen. Man müsse wie in Frankreich gezielt Haushalte mit drei Kindern fördern, um die Geburtenrate zu erhöhen.

Eva Bauer, wohnwirtschaftliche Referentin des österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen, sieht eine viel höhere Belastung durch Wohnkosten bei Niedrigverdienern, die 35 Prozent fürs Wohnen ausgibt, als in der Mittelschicht; dort sinkt der Anteil auf 25 Prozent, in der Oberschicht auf unter 20 Prozent.

"Ich glaube nicht, dass man über Wohnkosten Verteilungsgerechtigkeit herstellen kann, sondern über Einkommen, Steuern und Transfers", sagt Bauer. Eingriffe in die Mietzinsbildung seien dadurch wenig zielführend. Das effektivste Mittel zur Dämpfung von Wohnkosten ist laut Bauer ein ausreichendes Angebot, das durch Objektförderung erzielt werden kann.

Jedenfalls sollte der Mietwohnungsmarkt in Österreich weiter gestärkt werden, gerade die Finanzkrise habe gezeigt, "dass Mietwohnungen die bessere Wohnform zur Bewältigung von Krisen sind, da sie mehr Mobilität und Flexibilität ermöglicht". (ef, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.5.2011)