Multitext, der digital-terrestrische Teletext und einst gefeiertes Kind der Digitalisierung, steht wie berichtet vor dem Aus. Ende Juni will der ORF die Ausstrahlung des "ORF OK MultiText" einstellen. ATV, das seine Programminformationen ebenfalls seit 2007 via MultiText verbreitet hatte, beendete den Betrieb schon im Jahr 2008 mangels Zuschauerakzeptanz wieder. Protest gegen das jähe Ende des digital-terrestrischen Teletexts kommt nun von der Regulierungsbehörde RTR. Der Zeitpunkt für das Aus sei "übereilt gewählt und wurde nicht kommuniziert", so RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl.

Die RTR hatte seinerzeit die Verbreitung von MultiText-fähigen Geräten mit fünf Millionen Euro aus dem Digitalisierungsfonds unterstützt. Seit 2006 wurden in Österreich mehr als 200.000 MultiText-fähige DVB-T-Empfangsgeräte verkauft. Kein Wunder also, dass Grinschgl über das Ende des Dienstes "not amused" ist: "Über eine solche Entscheidung sollte der ORF die Konsumenten rechtzeitig informieren. Dies ist nicht geschehen." Grundsätzlich zeigt Grinschgl Verständnis für die Entscheidung des ORF, schließlich habe sich der Multitext in Europa nicht durchgesetzt. Stattdessen ist HbbTV oder Hybrid-TV nun die gefragte Technologie, um Text- oder Videoeinhalte auf Abruf aus dem Internet auf den Fernsehschirm zu bringen.

HbbTV

Der ORF hat bereits angekündigt, Angebote auf Basis von HbbTV zu entwickeln, diese stehen den Österreichern aber bis dato noch nicht zur Verfügung und werden laut Grinschgl frühestens im nächsten Jahr nutzbar sein. "Dies hätte grundsätzlich dafür gesprochen, den MultiText noch für einige Zeit im ORF über DVB-T anzubieten", findet der RTR-Geschäftsführer. "Es ist schwer zu erklären, dass der über DVB-T empfangbare MultiText aufgegeben wird, bevor die neuen Angebote verfügbar sind."

Der ORF rechtfertigt sich damit, dass das Angebot ohnehin nicht genutzt werde. Der technische Standard für den Multitext - MHP - sei überholt und finde nur in Italien noch einen breiteren Einsatz. Die durch die Einstellung des "ORF OK Multitext" auf der DVB-T Plattform gewonnene Datenrate soll zugunsten der Verbesserung der Bildqualität von ORF 2, respektive der Regionalprogramme, genutzt werden.

Der Multitext ist nun bereits die zweite Digitalisierungsleiche. Mit Jahreswechsel wurde das Ende des Handyfernsehens DVB-H besiegelt. DVB-H wurde zur EURO 2008 eingeführt, es fehlte aber bald sowohl an Endgeräten als auch an Kundeninteresse. (APA)